„Wir verwalten nicht nur, sondern wir haben auch eine Sichtweise und eine Meinung dazu“

Unter diesem Motto präsentierte Mag. Martina Plohovits, Leiterin der Abteilung Bildung, Beratung, Assistenz im Fonds Soziales Wien (FSW), beim BIZEPS-Kongress am 22. April 2010 die Wiener Leistung "PGE".

Martina Plohovits
BIZEPS/Eva Kosinar

Bei der PGE – „Pflegegeldergänzungsleistung für Persönliche Assistenz“ in Wien – „handelt es sich um eine finanzielle Direktleistung an Menschen mit Behinderung und dient der Organisation von Persönlicher Assistenz im Alltag“, erläutert Mag. Plohovits am Anfang ihres Vortrages, diese seit zwei Jahren in Wien verfügbare Unterstützungsmaßnahme.

Ziel der PGE

„Ein zentrales Ziel der Leistung ist es, Menschen mit Behinderung ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in einem eigenen Haushalt zu ermöglichen, wobei die freie Gestaltungsmöglichkeit und Teilhabe an allen Aspekten des Lebens im Vordergrund zu stehen haben. Was in der Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen des Einzelnen in möglichst hohem Ausmaß Niederschlag finden muss“, lautete eine Beschreibung der Leistung.

Derzeit beziehen rund 160 Personen – „etwa ausgeglichen zwischen Männern und Frauen“ – PGE. Im Jahr 2009 hat der FSW für die Pflegegeldergänzungsleistung rund 6,93 Millionen Euro ausgegeben, und „da die Anzahl der Menschen in der Leistung steigt, ist die Hochrechnung für 2010 rund 8 Millionen Euro“, informiert die FSW-Abteilungsleiterin die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses.

Rückblick

„Sehr viele Anwesende hier herinnen wissen, dass es nicht von heute auf morgen passiert ist,“ – erinnert die Vortragende an die jahrelangen Bemühungen der Betroffenen – „sondern, dass das ein sehr langer Weg war“. Zuerst gab es pauschale Zuschüsse zu Assistenzkosten, dann kam ein „Modellprojekt“ für Persönliche Assistenz (April 2006 bis März 2008), welches „der Meilenstein gewesen ist“ und für den viel und „hart gekämpft“ wurde, von vielen Personen, „auch vielen, die hier in diesem Raum sitzen“, sprach sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt an.

Seit April 2008 gibt es nun die PGE. Diese „ist eine freiwillige Leistung des FSW, also im Moment gibt es keinen Rechtsanspruch darauf,“ und geregelt ist sie in einer spezifischen Förderrichtlinie.

Durchschnittlich werden pro Person 4.100 Euro im Monat – zusätzlich zum Pflegegeld – an Direktleistungen ausbezahlt. Es schwankt derzeit individuell zwischen „432 bis 7.900 Euro“ informiert Plohovits und beschreibt die Zielgruppe der Leistung wie folgt: „In Wien ist es so, dass es eine Leistung ist für Menschen mit Körperbehinderung, der Pfegegeldstufen 3 bis 7, im erwerbsfähigen Alter.“

PGE: Bisherige Erfahrungen

„Wir haben festgestellt, es ist – und muss sein – eine sehr, sehr individuelle Leistung“, hält Plohovits fest und ergänzt: „Wir sind mit sehr vielen individuellen Anfragen von Einzelpersonen konfrontiert, also wir als verwaltende und hoffentlich auch gestaltende Organisation manchmal, wie denn diese Leistung individuell angepasst oder zugesprochen werden kann.“ Man habe auch die Erfahrung gemacht, „es braucht ein klares Regelwerk“.

Eine der bisherigen Erfahrungen sei, „dass die Leistung immer wieder weiter entwickelt werden muss“: Der FSW überlegt „auch in Absprache mit den Beratungsstellen“ in regelmäßige Austauschtreffen: „Wie gehen wir mit dieser oder jener Situation um?“

Der FSW zeigt auch deutlich Interesse an einer Gestaltung der Leistung. „Wir verwalten nicht nur, sondern wir haben auch eine Sichtweise und eine Meinung dazu“, legte Mag. Martina Plohovits in ihren Ausführungen dar.

Auch auf die Zufriedenheit der Leistungsbezieherinnen und -bezieher ging die Vortragende ein. „Das Feedback der Kunden/innen ist größtenteils positiv“, hielt sie fest und erzählte von einer extern durchgeführten Befragung, deren Ergebnisse im Sommer 2010 veröffentlich werden sollen.

Man ist sich bewusst, dass die Organisation und Abrechnung der PGE herausfordernd ist und „es manchen Menschen nicht sehr leicht fällt, diese Leistung zu beziehen, weil es einfach sehr viel abverlangt“. Eine weitere Erfahrung ist, dass es „ein großes öffentliches Interesse für diese Leistung“ gibt.

Kontrollamt

„Wir wurden vom Kontrollamt der Stadt Wien geprüft und zwar geprüft wurde sowohl das Modellprojekt als auch der Übergang vom Modellprojekt in die Pflegegeldergänzungsleistung und die PGE an sich wurde geprüft“, präzisierte sie und nannte einen Prüfpunkt: Welche finanziellen Auswirkungen hat die PGE oder die Persönliche Assistenz auf die Stadt Wien im Vergleich zu anderen Leistungen in der Behindertenhilfe?

Der FSW hielt in seiner Stellungnahme an das Kontrollamt zu den Kosten fest: „Die Kosten für Persönliche Assistenz betragen pro Tag durchschnittlich 195,- Euro. Im Vergleich dazu muss im Rahmen der ‚klassischen‘ Behindertenhilfe für ein typisches Leistungspaket bestehend aus Vollbetreutem Wohnen, Beschäftigungstherapie und Fahrtendienst mit Kosten in der Höhe von durchschnittlich mindestens 170,– EUR bis über 210,– EUR gerechnet werden.“

Ausblick

Die Leistung ist derzeit bis Ende 2011 geplant. „Einen Ausblick möchte ich gerne machen, für die nächste Zeit, für die nächsten Jahre hoffentlich“, nimmt Plohovits am Ende des Referats noch Bezug auf die derzeitige Befristung der Leistung. „Die Zukunft der PGE ist hoffentlich eine rosige und hoffentlich eine gute. Wie schon erwähnt, wir evaluieren gerade die Leistung.“

Die Betroffenen nutzen die Wahlmöglichkeit
SprecherIn: Mag. Martina Plohovits (FSW)
Audioquelle: BIZEPS

In Wien ist es so, dass man entweder über das Arbeitgeber/innenmodell Assistenz abwickeln kann oder über das Dienstleistungsmodell oder über Mischformen.
Wir werden immer wieder gefragt, wie viele Personen in welchem Modell derzeit etwas abwickeln, das wechselt aber relativ häufig.
Also, jemand der im Monat Jänner in der Mischform ist, kann im nächsten Monat schon im reinen Arbeitgebermodell sein, deshalb bin ich da sehr vorsichtig mit Zahlen, wie gesagt, das wechselt recht häufig.

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