Annemarie Srb-Rössler

Wichtiges Modellprojekt – aber vieles noch unklar

In Wien wird am 1. April 2006 mit Leistungen aus dem Modellprojekt Persönliche Assistenz gestartet. Behinderte Menschen werden Direktzahlungen bekommen, um sich Persönliche Assistenz organisieren und bezahlen zu können.

„Seit vielen Jahren kämpfen wir darum“, zeigt sich Annemarie Srb-Rössler, Obfrau von BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben, erfreut, dass die Stadt Wien nun Persönliche Assistenz zu einer regulären Leistung der Wiener Behindertenhilfe machen will.

Es ist noch nicht so lange her, da haben manche der zuständigen Politiker und Beamten in Wien gemeint, dass Persönliche Assistenz rund um die Uhr viel zu teuer komme, ruft sie in Erinnerung.

Die Hartnäckigkeit der Betroffenen war vorerst viele Jahre erfolglos geblieben. Das höchste der Gefühle waren Einzelfalllösungen (wie das im Amtsdeutsch heißt) für einige Wenige. Erst in den letzten Jahren wurden vom Fonds Soziales Wien (FSW) knapp 50 Personen Direktzahlungen für Persönliche Assistenz ausbezahlt. Diese Beträge waren aber nur Pauschalbeträge in Form eines Zuschusses und es war schnell klar, dass es ein individuelles Einstufungsverfahren geben muss.

Die mehr als zweijährigen Vorbereitungsarbeiten für das Modellprojekt Persönliche Assistenz haben nun endlich Erfolg gezeigt. Der Fonds Soziales Wien „ist bei der Festlegung der Stunden vom individuellen Bedarf ausgegangen“, zeigt sich Srb-Rössler zufrieden.

Im Rahmen des Modellprojektes wurden nun rund 20 Personen Direktzahlungen in Aussicht gestellt, die sich am individuellen Assistenzbedarf orientieren.

Unklarheiten schnellstmöglich beseitigen

„Es ist uns sehr viel daran gelegen, dass dieses Modellprojekt gut funktioniert“, erläutert Srb-Rössler, aber leider gebe es noch „eine Reihe von Unklarheiten“. Wenige Tage vor dem Start seien so wesentliche Punkte wie „die Kostenübernahme eines Steuerberaters, die Festlegung eines Durchrechungszeitraumes von einem Jahr oder die Übernahme von Schulungskosten noch völlig ungeklärt“.

Wichtig wird in diesem Zusammenhang die begleitende Arbeit im Fachforum sein. Dieses Gremium aus betroffenen Expertinnen und Experten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fonds Soziales Wien hat sich in den letzten zwei Jahren intensiv mit den Rahmenbedingungen des Modellprojektes auseinandergesetzt.

Fachforum wird Weichen stellen

Am Fachforum wird es auch liegen, jene Weichen zu stellen, die ein reibungsloses Funktionieren des Projektes gewährleisten können. Mögliche Probleme sieht Srb-Rössler etwa darin, dass behinderte Menschen „ausschließlich in das Arbeitgebermodell gedrängt werden könnten“ oder aber auch, dass jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Modellprojektes benachteiligt werden, die einer bezahlter Arbeit nachgehen oder verheiratet sind.

„In diesen Fällen muss im Sinne der Chancengleichheit von der Einkommensanrechnung Abstand genommen werden“, fordert die Obfrau von BIZEPS.

Ziel: Persönliche Assistenz nach tatsächlichen Bedarf

„Unser Ziel ist, dass alle am Modellprojekt Beteiligten – also die behinderten Menschen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FSW sowie die Politik – daran arbeiten, dass dies ein erfolgreiches Modell für Wien wird; und nicht nur für rund 20 Personen. Persönliche Assistenz soll bald für all jene, die sie brauchen, möglich sein. BIZEPS als Beratungsstelle wird jedenfalls seinen Teil in Form von Beratung und Begleitung dazu beitragen“, so Srb-Rössler abschließend.

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