Tirol: „Am Rande der Kurpfuscherei“

Der Standard: Finanzprobleme für "Reha-Stätten" von Eszter Banffy

Im „Der Standard“ erschienen:

Sollten die am Montag von Soziallandesrat Herbert Prock (SPÖ) verkündeten „Standards für die Behandlung von Autismus und Wahrnehmungsstörung“ wie vorgesehen am 1. September in Kraft treten, stehen die umstrittenen „Reha-Stätten“ von Eszter Banffy vor existenziellen Problemen. Erst jüngst hat Banffy 60 Millionen Schilling investiert.

Weder Banffy noch ihre Mitarbeiter sind für die künftig allein zugelassenen Methoden aus der Liste des Sozialministeriums qualifiziert. Ähnliche Probleme hat auch der ursprünglich als Alternative zu den Reha-Stätten gegründete Verein Eule. Banffys Wunsch wäre ein zweijähriger Aufschub, um die von ihr entwickelte „Komplexe Wahrnehmungstherapie“ evaluieren zu lassen.

Prock lehnt diesen Aufschub vor dem Hintergrund ab, dass Gutachter Max Friedrich Banffys Methoden als „vorwissenschaftlich“ und „am Rande der Kurpfuscherei“ qualifiziert hatte. Wie man auf Kurpfuscherei kommen könne, versteht Banffy nicht: Es habe doch nichts mit Medizin zu tun, „Kindern das Gleichgewicht beizubringen“. Überraschend kommt Banffys Erklärung, in den vom Land mit jährlich mehr als zehn Mio. Schilling bezahlten Therapien würden keine Kinder mit der Diagnose Autismus behandelt, sondern nur solche mit Wahrnehmungsstörungen.

Erziehungswissenschafter Volker Schönwiese, der vor zwei Jahren die Debatte um Banffys Methoden ausgelöst hatte, begrüßt den Katalog der Standards. Ein Behindertenbeirat wäre für ihn ein geeignetes Instrument, die neuen Regeln zu kontrollieren. Die gegenwärtige Situation ist für Schönwiese ein Beispiel für die Ungleichbehandlung behinderter Menschen, für die „das schlechteste Angebot gut genug“ sein müsse. Prock erwartet sich, dass Banffy nun qualifiziertes therapeutisches Personal für die Reha-Stätten sucht und findet. Skeptisch ist diesbezüglich die Leiterin der Innsbrucker Uni-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Brigitte Hackenberg.

Eine Arbeitsgruppe soll dafür sorgen, dass die Standards mit Durchführungsbestimmungen ergänzt werden. Hackenberg verweist auf die schwierige Trennung zwischen Therapie und Betreuung bei den betroffenen Kindern, „Wissenschaftlichkeit und menschliche Begegnung sind ins Gleichgewicht zu bringen“.

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