Schweiz: Entsetzen über Missbräuche in Behindertenheimen

Nun taucht auch ein aufrüttelnder Bericht über sexuellen Missbrauch in Schweizer Behindertenheimen auf. Derzeit werden mindestens 122 Opfer vermutet. Täter in Haft.

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„Die Missbräuche müssten ’sorgfältig und umfassend‘ aufgearbeitet werden“, ist der Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 2. Februar 2011 zu entnehmen.

„Die meisten Opfer sind geistig und körperlich behindert und können nicht sprechen. Der Grossteil der Missbrauchsfälle in neun Heimen in den Kantonen Bern, Aargau, Appenzell Ausserrhoden und in Süddeutschland sind verjährt. 33 Fälle können noch strafrechtlich verfolgt werden“, hält die NZZ in dem Bericht fest.

Laut Spiegel hat der beschuldigte Therapeut gestanden – es liegen als Beweismaterial Fotos und Videos vor. Der Mann befindet sich in Haft. Gegen ihn wurde schon 2003 ermittelt, allerdings erfolglos.

Kein Einzelfall

„Der Berner Fall ist besonders schwer, aber bei weitem kein Einzelfall, wie eine Aufstellung der Nachrichtenagentur SDA zeigt. An Schweizer Heimen, Schulen und Internaten kam es demnach in den letzten zwölf Jahren zu mindestens acht Fällen mit jeweils mehreren Opfern“, informiert die NZZ.

Machtgefälle

„Voraussetzung für Missbrauch ist immer ein aus Sicht der Täter vermeintlich rechtsfreier Raum, sei es ein Krieg, ein Gefängnis, die Kirche oder eben, im Fall von Behinderten, ein Heim. Und Voraussetzung ist ein Machtgefälle zwischen Opfer und Täter. Sexueller Missbrauch an Behinderten kommt immer wieder vor. Behinderte sind insofern besonders gefährdet, als dass man ihnen weniger glaubt. Deshalb haben sie keine Beschwerdemacht. Zudem können sie und ihre Angehörigen leicht eingeschüchtert werden, zum Beispiel durch Androhung des Heimplatzverlustes“, meint etwa Mark Zumbühl von der Pro Infirmis in einer Presseerklärung.

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