Schwarzmarkt stoppen – Kommentar von Eva Linsinger

Es ist nett, wenn der Opa dem Enkerl eine Autorennbahn kauft.

Ein Kommentar von Eva Linsinger im „Der Standard“:

Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Oma der Familie ihrer Tochter mit regelmäßigen Finanzspritzen das Leben erleichtert. Nur: Warum soll dafür das Pflegegeld herhalten?

Ein großer Teil des Pflegegeldes (je nach Studie zwischen einem und zwei Dritteln) wird nicht für Pflege verwendet. Sondern dient eben als zusätzliches Einkommen – für sich selbst, die Kinder oder Enkelkinder. Das macht beträchtliche Summen aus: 1,5 Milliarden Euro zahlt der Bund jährlich an Pflegegeld. Der Betrag ist auch deshalb so hoch, weil bei der überhasteten Einführung vor zehn Jahren der Bedarf völlig falsch eingeschätzt worden ist und das Pflegegeld viel teurer kommt als erwartet. Und das, obwohl es seit 1996 nicht erhöht wurde. Dafür ist die Zahl der Pflegegeldbezieher um 20 Prozent gestiegen.

Höchste Zeit also, sich über eine Reform des Pflegegelds Gedanken zu machen. Wenn es statt der Geldleistung „Pflegegeld“ die Sachleistung „Pflegescheck“ gibt, hat das den Vorteil, dass Pflegebedürftige wirklich die professionelle Pflege bekommen, die sie brauchen. Wenn man die Reform klug macht, hat sie den zusätzlichen Charme, den großen Schwarzarbeitsmarkt im Pflegebereich zu legalisieren und sozialversicherte Jobs zu schaffen. Das wäre gerade für Frauen, die den Hauptteil der Pflegearbeit leisten, wichtig – fehlen ihnen doch oft Versicherungsjahre. Es spricht nichts dagegen, wenn Teile der Pflegearbeit in der Familie bleiben – aber eben nicht mit Geschenken, sondern mit sozialversicherter Bezahlung entlohnt werden.

Es geht nicht darum, das Pflegegeld abzuschaffen. Es geht darum, Wege zu finden, wie es sinnvoller gestaltet werden kann – für Pflegebedürftige, deren Familienangehörige und für Pfleger.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich