Ruderte der ORF nach Kritik zurück?

Nach einer ORF-Presseaussendung vom 23. Juni 2010 hagelte es heftige Kritik an der angekündigten Vorgangsweise bei der Untertitelung von ORF-Programmen. Nun sah der ORF die Notwendigkeit einer Berichtigung. Ein Kommentar.

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Einer ORF-Aussendung vom 23. Juni 2010 ist zu entnehmen, dass Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz den Stiftungsrat über die Pläne für das Jahr 2010 informierte. Darin enthalten war auch die Ankündigung des Ausbaus der barrierefreien Programme „(Erhöhung der Untertitelung auf von 36 auf 40 Prozent im Jahr 2010)“. Im Dezember 2009 waren mit Behindertenorganisationen aber 45 % vereinbart worden.

Nachdem dieser Umstand in einem Artikel in BIZEPS-INFO aufgezeigt wurde, gab es zahlreiche Reaktionen.

„Nun wird die Zielvorgabe plötzlich auf 40 Prozent heruntergeschraubt – echter Zynismus, wenn man bedenkt, dass der ORF 160 Millionen Euro Gebührenrefundierung mit der Vorgabe erhält, die Barrierefreiheit des Senders auszubauen“, kritisiert Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen, in einer Presseaussendung.

„Dass der ORF trotz dieser Zusage vom 23. 12. 2009 und der vereinbarten Refundierung der Gebührenbefreiung lediglich 40 Prozent statt der mit den Behindertenverbänden vereinbarten 45 Prozent beschlossen hat, ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen mit Behinderung“, so die Behindertensprecherin der Grünen, Mag. Helene Jarmer. „Ich fordere Generaldirektor Wrabetz auf, seine Zusage einzuhalten und bis 31.12. 2010 die vereinbarten 45 Prozent der Sendungen zu untertiteln.“

Der Behindertensprecher der FPÖ, Ing. Norbert Hofer, schreibt im BIZEPS-INFO Forum, dass er mit dem ORF in Kontakt getreten ist. Man habe ihm zugesichert, dass 45 % untertitelt werden sollen. „Das erleichtert mich sehr, weil meine Fraktion nicht zuletzt aufgrund dieser Zusagen die notwendige 2/3-Mehrheit ermöglicht hat“, erinnert Hofer an die kürzliche Beschlussfassung des ORF-Gesetzes.

BZÖ-Mediensprecher Petzner geht davon aus, dass sich der ORF an die gesetzlichen Bestimmungen hält.

ORF berichtigt

Mehr als einen Tag nach der ursprünglichen Aussendung und nach einer Reihe von Reaktionen durch Abgeordnete und Presseaussendungen der Parteien, gibt der ORF-Unternehmenssprecher, Pius Strobl, gegenüber APA-OTS bekannt: „Der ORF steht selbstverständlich zu den getroffenen Vereinbarungen. Der gestern in einer ORF-OTS genannte Wert von 40 Prozent ist nicht korrekt und beruht auf einem Übermittlungsfehler.“

Der ORF steht – und stand – zu jeder Zeit zu den getroffenen Vereinbarungen, hält er fest. Das ist gut so. Und das kann man dem ORF glauben; muss es aber nicht.

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