Gertraud Rief

Rief: „Ich bin zutiefst getroffen“

Wirbel gab es um Aussagen von Gertraud Rief, SPÖ-Gemeinderätin und Stadträtin in Kitzbühel. Einem Zeitungsartikel folgten wütende Reaktionen. Im BIZEPS-INFO Interview nimmt sie erstmals ausführlich Stellung dazu.

Erschüttert zeigt sich die sozialdemokratische Politikerin im BIZEPS-INFO Gespräch über die Vorfälle der letzten zwei Tage. Die Tageszeitung Kurier brachte am 28. Jänner 2007 einen Artikel über Kitzbühel / Tirol „abseits von Partys und Promis“.

In diesem Bericht wird Getraud Rief u.a. mit folgenden Sätzen zitiert: „Kitzbühel hat den Anspruch, reich, jung und schön zu sein. Und wenn man durch die Stadt geht, fällt auch auf, dass es keine Rollstühle gibt. Ist jemand mit Krücken unterwegs, hatte er einen Sportunfall. Es sind auch keine Menschen mit Behinderung auf der Straße.“ Viele soziale Einrichtungen wurden zum Stadtrat hin ausgelagert. „Unser Ortsbild ist clean“, sagt die Politikerin laut Kurier.

Wütende Proteste

Mehrere behinderte und nichtbehinderte Menschen fanden diese Aussagen menschenverachtend und forderten eine öffentliche Stellungnahme. Als „zutiefst widerlich“ bezeichnet die Behindertensprecherin der Grünen, Theresia Haidlmayr, die Aussagen der SPÖ-Stadträtin und fordert „klärende Schritte“.

„Weil die Aussage so ungeheuerlich ist, dass man sie nicht glauben mag“ fordert die ÖAR in einer Presseaussendung die Stadträtin, „die politischen Gremien und Kitzbühels Bürgermeister Dr. Klaus Winkler umgehend zur Reaktion auf – schriftlich, unmissverständlich und in allen erreichbaren Medien.“

„Wer Sätze dieser Qualität von sich gibt, beleidigt behinderte Menschen und stellt ihre Rolle in der Gesellschaft in Frage“, stellt Eduard Riha, Generalsekretär der ÖAR fest und meint weiter: „War die Aussage anders gemeint, falsch zitiert oder interpretiert, dann ist den zutiefst betroffenen Menschen ausufernde Klarstellung geschuldet. Wird dieser Satz nicht widerrufen, können nur politische Konsequenzen die Achtung der Würde von Menschen mit Behinderungen durch die Politik wieder glaubhaft machen“.

Rief: „Ich habe das kritisiert“

„So bin ich noch nie geprügelt worden“, erzählt Rief im BIZEPS-INFO Interview und fühlt sich massiv ungerecht behandelt. Dass die Situation ist, wie sie ist, habe sie gerade kritisiert.

Sie ist „zutiefst empört“ darüber, wie seit Erscheinen des Kurier-Artikels mit ihr umgegangen wird. „Ich bin so was von beflegelt worden und meiner Familie wurde Behinderung gewünscht“, zeigt sich Rief verletzt. Das empfindet sie als unfair, da gerade sie sich „in einem konservativen Umfeld immer für Randgruppen eingesetzt hat“.

Auch ärgert sie, dass „aus Wien eine Vielzahl von bösen Mails gekommen ist“. Von Tirol – „wo man mich kennt“ – sei dagegen kein einziges eingelangt. „Ich bin krank an meiner Seele; so bin ich getroffen“, so Rief gegenüber BIZEPS-INFO. Sie fühle sich „auf die übelste Art und Weise“ diffamiert, hält die Tirolerin fest.

Lapp verteidigt Rief

In einem Rundmail verteidigt die SPÖ-Behindertensprecherin, Mag. Christine Lapp, ihre Parteikollegin. „Wir können Ihren Protest aufgrund des im Kurier erschienenen Artikels Sonntag, 28. Jänner 2007 verstehen. Der Artikel und v.a. das Interview mit Stadträtin Gertraud Rief entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Die Aussage von Stadträtin Rief wurden komplett aus dem Zusammenhang gerissen.“, so die Abgeordnete.

Rief meine, dass Kitzbühel nicht nur „Glanz und Glamour“ bedeutet und dass es an der Zeit ist auch andere Themen publik zu machen. Z.B. die Integration von Menschen mit Behinderungen in das Stadtbild, versucht die Abgeordnete zu erklären. Rahmenbedingungen sind zu schaffen, damit – so Lapp – alle KitzbühelerInnen – nicht nur die „High-Society-Touristen“ die Visitenkarte von Kitzbühel darstellen.

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