Modellversuch „Gehörlos Erfolgreich Studieren an der TU Wien“

Gehörlose Studierende bilden an den Universitäten und Fachhochschulen Wiens eine kleine sprachliche Minderheit, die sich der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) als Erstsprache bedient.

Vorstellung Projekt GESTU
Schaumberger, Mag. Elke

Der Modellversuch „Gehörlos Erfolgreich Studieren an der TU Wien“ (GESTU) hat die Barrierefreiheit für gehörlose Studierende zum Ziel.

Gehörlose Studierende kämpfen beim Zugang zu akademischer Bildung mit großen Hürden: es gibt unzureichend finanzielle Mittel, um die Lehrveranstaltungen in die Österreichische Gebärdensprache dolmetschen zu lassen. Wird der Antrag vom Fonds Soziales Wien (FSW) bewilligt, erhalten gehörlose Studierende 450 Euro monatlich, damit ist gerade einmal eine Vorlesung im Semester gedeckt.

„Mit der jetzigen Regelung brauche ich 20 Jahre für mein Studium“, erzählt Ilona Seifert, Tutorin im Projekt GESTU. Lediglich aus Skripten und Mitschriften zu lernen, verspricht weder den gewünschten Erfolg noch ermöglicht diese Form eine aktive Teilnahme am Studium.

Probleme gebe es auch mit Professoren, „viele akzeptieren keine Dolmetscher und wollen uns nicht mündlich prüfen“, sagt Barbara Hager, Projektassistentin bei GESTU und Vorsitzende des Vereins Österreichischer Gehörloser Studierender (VÖGS).

Kein Wunder, dass es in Österreich nur etwa 15 gehörlose Studierende gibt. Das soll sich nun mit dem Modellversuch GESTU ändern. Ziel des Projekts ist es, gehörlosen Studentinnen und Studenten den Zugang zum Studium zu erleichtern und ihnen ein erfolgreiches Absolvieren innerhalb der gleichen Studiendauer wie bei Hörenden zu ermöglichen.

Servicestelle

Die dafür eingerichtete Servicestelle dient als zentrale Anlaufstelle für alle gehörlosen und schwerhörigen Studierenden. Dort erhalten sie Beratung in Gebärdensprache und Informationen rund um das Thema barrierefreies Studium.

Für acht gehörlose Studentinnen und Studenten wird es in der zweijährigen Laufzeit des Projekts besondere Leistungen geben: mit dem Budget werden ihnen Dolmetscher/innen, Tutoren/innen, Mitschreibkräfte und Unterstützung bei organisatorischen Arbeiten vom Projekt zur Verfügung gestellt. Für das zweite Projektjahr sind drei weitere Aufnahmen geplant.

Acht Studierende sind nicht viele, weiß auch Wolfgang Zagler, Professor am Institut „integriert studieren“ und Projektleiter von GESTU, „aber erstens handelt es sich genau genommen um 8 Studienrichtungen. Denn wenn mehrere Gehörlose das Gleiche studieren und die gleichen Lehrveranstaltungen besuchen, besteht kein Mehraufwand für die Organisation. Zweitens ist das Budget leider nicht unbegrenzt.“

Vorbild Hamburg

Vorbild für GESTU ist die Servicestelle für gehörlose Studierende an der Universität Hamburg, die seit dem Jahr 2008 erfolgreich existiert: „Ich kann mein Studium in der gleichen Zeit absolvieren wie hörende Studierende“, erzählt Lutz Pepping, Vorsitzender der „interessengemeinschaft der Deaf studentInnen“, stolz. Allein in Hamburg studieren mittlerweile mehr als 30 gehörlose Studierende.

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