Lektion 6: Inklusive Kulturen schaffen

Nachhilfe für einen Sektionschef: So geht Inklusion in der Schule

Genug versucht - nun Gesetz umsetzen
Orschulik f. Monitoringausschuss

Sehr geehrter Herr Mag. Nekula,

wie angekündigt setzen wir unsere Serie zum Index für Inklusion fort.

Die heutige Lektion setzt sich näher mit der Frage auseinander, was eine inklusive Kultur an einer Schule ausmacht bzw. wie eine inklusive Kultur erreicht werden kann.

Das inklusive Grundverständnis einer Schule ist das Fundament für eine Schule ohne Aussonderung. Die einer Schule zugrunde liegende Kultur kann Inklusion unterstützen oder behindern, daher ist es wichtig, diese Ebene einzubeziehen, wenn Inklusion angestrebt wird. Ziel einer inklusiven Schule ist es, dass sie eine sichere, akzeptierende, kooperative und anregende Gemeinschaft bildet, in der alle geschätzt und respektiert werden. Eine solche Grundausrichtung ist die beste Voraussetzung dafür, dass alle gute Leistungen erbringen und sich optimal entwickeln können. Durch die Entwicklung und die Umsetzung von inklusiven Werten tragen alle – LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern – in ihrem jeweiligen Alltag und ihrem jeweiligen Aktionsradius eine inklusive Kultur mit. Eine inklusive Schulkultur ist charakterisiert vom Vertrauen in das Entwicklungspotential aller Beteiligten und dem Wunsch, dass niemand je beschämt wird.

Im Index für Inklusion umfasst die Dimension „Inklusive Kulturen schaffen“ folgende 13 Indikatoren:

  1. Jede® fühlt sich willkommen.
  2. Die SchülerInnen helfen einander.
  3. Die MitarbeiterInnen arbeiten zusammen.
  4. MitarbeiterInnen und SchülerInnen gehen respektvoll miteinander um.
  5. MitarbeiterInnen und Eltern gehen partnerschaftlich miteinander um.
  6. MitarbeiterInnen und schulische Gremien arbeiten gut zusammen.
  7. Alle lokalen Gruppierungen sind in die Arbeit der Schule einbezogen.
  8. An alle SchülerInnen werden hohe Erwartungen gestellt.
  9. MitarbeiterInnen, SchülerInnen, Eltern und schulische Gremien haben eine gemeinsame Philosophie der Inklusion.
  10. Alle SchülerInnen werden in gleicher Weise wertgeschätzt.
  11. MitarbeiterInnen und SchülerInnen beachten einander als Person und als RollenträgerIn.
  12. Die MitarbeiterInnen versuchen, Hindernisse für das Lernen und die Teilhabe in allen Bereichen der Schule zu beseitigen.
  13. Die Schule bemüht sich, alle Formen von Diskriminierung auf ein Minimum zu reduzieren.

Jeder dieser 13 Indikatoren wird durch eine Liste von Detailfragen erfassbar und bearbeitbar, exemplarisch seien hier die Fragen für Indikator 8 „An alle SchülerInnen werden hohe Erwartungen gestellt“ aufgelistet:

  1. Haben alle SchülerInnen das Gefühl, dass sie eine Schule besuchen, in der es möglich ist, die je individuell besten Leistungen zu erreichen?
  2. Werden alle SchülerInnen darin bestärkt, sich hohe Ziele für das eigene Lernen zu setzen?
  3. Werden alle SchülerInnen so behandelt, als ob es keine obere Leistungsgrenze für sie gäbe?
  4. Vermeiden die MitarbeiterInnen es, SchülerInnen aufgrund ihres gegenwärtigen Leistungsstandes festgelegte Fähigkeiten zuzuschreiben?
  5. Werden die SchülerInnen zu Prüfungen aufgefordert, wenn sie inhaltlich soweit sind und nicht zu einem festgesetzten Zeitpunkt?
  6. Werden alle SchülerInnen darin bestärkt, stolz auf ihre Leistungen zu sein?
  7. Werden alle SchülerInnen darin bestärkt, die Leistungen anderer anzuerkennen und zu würdigen?
  8. Versuchen die MitarbeiterInnen, negativen Einstellungen gegenüber SchülerInnen entgegenzuwirken, die sich eifrig und begeistert am Unterricht beteiligen und gute Noten bekommen?
  9. Versuchen die MitarbeiterInnen, negativen Einstellungen gegenüber SchülerInnen entgegenzuwirken, die Schwierigkeiten mit bestimmten Lerninhalten haben?
  10. Versuchen die KollegInnen, dem Gebrauch von abfälligen Bezeichnungen bei geringen Leistungen entgegenzuwirken?
  11. Geht man auf Versagensängste von SchülerInnen entlastend und unterstützend ein?
  12. Vermeiden es die MitarbeiterInnen, potentielle Leistungen von SchülerInnen mit denen eines Geschwisterkindes oder anderer SchülerInnen aus demselben Umfeld in Verbindung zu bringen?

Lässt sich eine Schule auf einen Entwicklungsprozess mit dem Index für Inklusion ein, dann können diese Fragen ergänzt oder adaptiert werden, um den individuellen Rahmenbedingungen bzw. der individuellen Situation einer Schule gerecht zu werden.

In der nächsten Lektion werden wir die zweite Index-Dimension „Inklusive Strukturen etablieren“ näher erläutern.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Flieger und Volker Schönwiese

Teil der Serie: So geht Inklusion in der Schule

Dieser Text ist Teil der Serie „Nachhilfe für einen Sektionschef: So geht Inklusion in der Schule„. Mit dieser Informations- und Materialsammlung soll Wissen zur Umsetzung von inklusiver Bildung vermittelt werden.

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