Lebenshilfe: EU-Fachtagung fordert zum Umdenken in der Behindertenbegleitung auf

Experten aus Großbritannien präsentieren individuelle Hilfestellung für Menschen mit Behinderungen

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An die 100 Teilnehmer folgten heute der Einladung der Lebenshilfe Österreich zur Abschlusstagung des EU-Projekts „Neue Wege zur Inklusion“ in das Raiffeisen-Forum in Wien.

Experten aus Großbritannien präsentierten das Konzept der „Persönlichen Zukunftsplanung“, das die Behindertenbegleitung zu einem radikalen Umdenkprozess auffordert. Anders als bei konventionellen Unterstützungsformen übernimmt hier die betroffene Person mit ihren Wünschen, Stärken und Fähigkeiten eine aktive Rolle bei ihrer Lebensplanung.

„Menschen mit Lernschwierigkeiten gestalten den Planungsprozess mit und übernehmen dadurch die Kontrolle über ihr Leben“, erklärte Mag. Albert Brandstätter, Bundesgeschäftsführer der Lebenshilfe Österreich, in seinem Eröffnungsvortrag. Im Rahmen des EU-Projektes absolvierten 21 TeilnehmerInnen den Pilotlehrgang zur „Persönlichen Zukunftsplanung“.

Selbstbestimmung statt Bevormundung

Bei der „Persönlichen Zukunftsplanung“ denken Menschen mit Behinderungen gemeinsam mit anderen über ihre Zukunft nach, setzen sich Ziele und legen die Schritte zur Umsetzung fest.

„Die Methode nimmt die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten ernst. Es geht um Selbstbestimmung statt Bevormundung“ betonte Sozialexpertin Helen Sanderson aus Großbritannien. Die Behindertenarbeit steht damit vor einem Paradigmenwechsel: Innovation drückt sich darin aus, dass Menschen mit Behinderungen weniger als Hilfeempfänger sondern als Kunden wahrgenommen werden, die ihre Unterstützung aktiv steuern.

Personenzentrierung als Qualitätskriterium

„Organisationen sollten für Menschen mit Lernschwierigkeiten personenzentrierte Methoden einsetzen, Verwaltungen sollten budgetäre Mittel dafür zur Verfügung stellen“, appellierte Gastreferent Sam Bennett an das Tagungspublikum. Als ehemaliger Regierungsberater war er maßgeblich an der Etablierung des personenzentrierten Ansatzes im britischen Strategieprogramm beteiligt.

Daran anknüpfend wendet sich die Lebenshilfe Österreich an die Vertreter der österreichischen Verwaltung und Politik, personenzentrierte Dienstleistungen von Behindertenorganisationen zu fördern.

„Personenzentriertes Planen, Denken und Handeln etabliert sich zunehmend zu einem zentralen Qualitätskriterium in der Behindertenarbeit. Umso wichtiger sind entsprechende Zuwendungen und Unterstützung durch die Politik!“, betonte Brandstätter abschließend.

EU-Projekt „Neue Wege zur Inklusion“

Im Rahmen des EU-Projekts „Neue Wege zur Inklusion“ entwickelte die Lebenshilfe Österreich gemeinsam mit 13 Projektpartnern einen inklusiven Lehrgang zur „Persönlichen Zukunftsplanung“. Der Lehrgang steht Fachpersonal genauso wie Betroffenen und Angehörigen offen. Weiteres Projektergebnis ist das erst kürzlich gegründete Netzwerk zur Persönlichen Zukunftsplanung „PZP Netzwerk Österreich„.

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