Kein Anschluss unter dieser Nummer

Telekom stellt Blindenruf ein

Hilfsgemeinschaft - Beratungszentrum Lichtblick
Hilfsgemeinschaft

Mit 12. Mai 2010 wird seitens der Telekom der sogenannte Blindenruf eingestellt, ein Service, der seit 48 Jahren besteht. Blinde, hochgradig sehbehinderte und meist auch alte Menschen nützen diese Nummer, wenn sie dringend Hilfe brauchen, aber z.B. die Nummer ihres Hausarztes oder ihrer Apotheke nicht im Kopf haben. Die leicht zu merkende, vierstellige Nummer wird vor allem für die Weiterleitung zu medizinischer Betreuung oder zu Fahrtendiensten benutzt, wie eine Umfrage unter den Mitgliedern der Hilfsgemeinschaft ergab.

Mag. Irene Vogel, Geschäftsführerin der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs dazu: „Der Blindenruf wurde am 7.2.1962 auf Initiative der Hilfsgemeinschaft von der Generaldirektion der Post- und Telegraphenverwaltung mit der Rufnummer 112 eingeführt. In der Zwischenzeit wurde die Nummer auf ‚1714‘ geändert. Blinde und sehbehinderte Menschen können sich diese Nummer leicht merken, im Gegensatz zu den üblichen Servicenummern, die aus mehreren Zahlen bestehen. Der Blindenruf mag für sehende Menschen antiquiert wirken, wir wissen aber aus den Gesprächen mit unseren Mitgliedern, dass sie diesen Service zu schätzen wissen. In einer Zeit, in der sich die Technologien rasend schnell weiterentwickeln, ist es gerade für ältere Menschen, die auf Grund ihres Alters eine Sehbehinderung haben, nicht einfach, an Informationen zu kommen. Der Blindenruf ist eine sichere, seit Jahrzehnten vertraute Anlaufstelle. Diese nun zu streichen, bedeutet für viele Menschen mit Sehbehinderung den weiteren Verlust an Selbstständigkeit und Barrierefreiheit.“

Die Telekom beruft sich auf einen Bescheid der unabhängigen Regulierungsbehörde, die diesen Schritt notwendig mache. Die vierstellige, kostenlose Nummer wird es nicht mehr geben und soll durch eine 800er Nummer ersetzt werden, deren Kosten die Hilfsgemeinschaft übernehmen sollte.

Irene Vogel reagiert empört auf diese „Lösungsvorschläge“ des Unternehmens: „Das ist völlig inakzeptabel, wir finanzieren unsere Arbeit praktisch ausschließlich durch private Spenden! Die Telekom will diesen Service nicht mehr finanzieren, wir aber sollen Spendengelder dafür verwenden? Das ist doch wohl eine merkwürdige Auffassung von Kundenbetreuung!“

Die Einladung zu weiteren Gesprächen wurde seitens der Telekom nicht wahrgenommen.

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