Jahrzehnte gewachsenes Vertrauen könnte durch geplante Einstellung der „Wochenschau“ zerstört werden

"Wochenschau" ist eine marginale Erfüllung der Grundrechte Gehörloser auf Information und muss erhalten bleiben.

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Österrreichischer Gehörlosenbund

Die ORF-„Wochenschau“ ist für die 10.000 gehörlosen Menschen in Österreich enorm wichtig, so viel steht fest. Denn schließlich ist sie bei einem beschämend niedrigen Anteil des ORF an konsumierbaren Programmstunden für Gehörlose (26%) sozusagen das Flaggschiff der Informationsbeschaffung für Betroffene im österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Nicht zuletzt ist die „Wochenschau“ das einzige Format des ORF, das bei seiner Gebärdensprachmoderation nicht eine Bild-in-Bild-Lösung, sondern eine direkte Parallelität von Lautsprache und Österreichischer Gebärdensprache nutzt. Dies ist per se schon ein Zeichen für Gleichberechtigung – und derer gibt es sonst keine im ORF. Immerhin zahlen gehörlose Personen in Österreich zu 100 Prozent GIS-Gebühren für ein Viertel der zu erbringenden Leistung seitens der ORF Informations- und Programmdirektion.

Dementsprechend besteht ein Grundrecht der gehörlosen Bevölkerung auf Gleichbehandlung in der Informationsbeschaffung. „Die Einstellung der ‚Wochenschau‘ käme somit einem Schlag ins Gesicht gleich“, stellt Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes, fest. Dies wäre ein „weiteres Zeichen der Ignoranz und Diskriminierungspolitik des ORF gegenüber gehörlosen FernsehkonsumentInnen“.

Seitens der ORF Informationsdirektion rudert man nun zurück und spricht von einer „vorschnellen Falschmeldung einiger Zeitungen“ und zeigt sich kompromissbereit: „Sollte die Sendung tatsächlich eingestellt werden“, ist man “ selbstverständlich jederzeit bereit … gemeinsam Überlegungen anzustellen, wie wir dann für die gehörlosen Menschen ein Äquivalent schaffen können.“

Helene Jarmer baut auf die Diskussionskultur und Handschlagqualität seitens des ORF: „Ich hoffe, dass dies nicht nur leere Worte sind, denn mit der Demontage der ‚Wochenschau‘ würde für tausende von gehörlosen Personen in Österreich eine wesentliche Informationsquelle versiegen.“

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