Huainigg: ORF soll „Wochenschau“ weiterführen!

Kritik an Streichung von Nachrichtensendung mit Gebärdensprachdolmetschung

Franz-Joseph Huainigg
ÖVP

Die „Wochenschau“ ist die einzige ORF-Nachrichtensendung mit sichtbarer Gebärdensprachdolmetschung im normalen Sendeprogramm. Dass sie nun eingestellt wird, ist bedauerlich. Der ORF unterstreicht damit eine Tendenz, die seit längerem zu beobachten ist, sagte Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderung.

Huainigg spielt auf die sinkende Kundenorientierung des ORF gegenüber seinen behinderten SeherInnen an. „Bemerkbar gemacht hat sich dies zum Beispiel bei der unzureichenden Berichterstattung zu den Olympischen Spielen“, sagt der ÖVP-Behindertensprecher.

Während deutsche Sender einen großen Teil der Live-Übertragungen untertitelt haben, war über den ORF kein einziger Bericht für gehörlose Menschen zugänglich. Als Grund gab der ORF personelle Engpässe an. Für Huainigg eine unzureichende Erklärung: „Untertitelung oder Gebärdensprachdolmetschung sind für gehörlose ZuseherInnen essentiell. Gleichzeitig hilft die Untertitelung vielen älteren Menschen, die schwer hören.“

Derzeit werden nur rund 20 Prozent des ORF-Programms untertitelt. Dass der öffentlich-rechtliche Sender hier säumig ist, zeigt ein Vergleich mit anderen Ländern: Die britische BBC untertitelt beispielsweise ihr gesamtes Programm. Auch in den Niederlanden gibt es ein umfangreiches Angebot: Eine eigene Redaktion bearbeitet hier täglich mehr als 40 Fernsehstunden auf verschiedenen Sendern mit Untertiteln.

„Einen echten Einsatz des ORF sehe ich derzeit nur bei der Spendenaktion ,Licht ins Dunkel‘. Und das ist aus Sicht behinderter Menschen ein fragwürdiges Engagement“, sagt Huainigg. Er berichtet, was ihm und vielen anderen behinderten Menschen jedes Jahr rund um die Weihnachtszeit passiert: „Wildfremde Leute stecken uns auf der Straße Geld zu, „weil wir so arm sind“.

Wir haben das Gefühl, dass die Spendenaktion ein Bild behinderter Menschen vermittelt, das nichts mit unserer Lebensrealität zu tun hat. Auf ihr Schicksal reduzierte Menschen werden zur Spendenmaximierung missbraucht“, sagt der ÖVP-Behindertensprecher und kritisiert die mangelnde Kritikfähigkeit des ORF: „Seit Jahren fordern behinderte Menschen eine Reform der Spendenkampagne – sie wird jedoch in der üblichen Form fortgesetzt. Ein erfolgreiches Sendeformat geht offenbar vor Menschenwürde“, resümiert Huainigg abschließend.

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