Firlinger: Österreichischer Rundfunk hat einen öffentlich-rechtlichen Auftrag

Beate Firlinger von MAIN_Medienarbeit Integrativ erläutert im BIZEPS-INFO Interview die Motivation das Onlineangebot des ORF zu durchleuchten. Sie fordert vom ORF ein Bekenntnis zur Barrierefreiheit und erinnert an den öffentlich-rechtlichen Auftrag

Beate Firlinger
BIZEPS

BIZEPS-INFO: Warum wurde gerade der Webauftritt des ORF für einen Test ausgewählt?

Beate Firliniger: Wir von MAIN beschäftigen uns ja schon seit längerer Zeit mit der Frage nach der barrierefreien Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Angebote österreichischer Massenmedien im Internet. Wir haben dazu im Jahr 2006 auch in einer Studie erhoben, wie es um die „Mediennutzung ohne Barrieren“ steht. Wie die Ergebnisse belegen, ist die aktuelle Berichterstattung der Nachrichtenmedien im Internet eine der vorrangigen Informationsquellen für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in Österreich.

Gleichzeitig zeigt sich dabei aber ein vielfältiges Spektrum an Barrieren, das behinderten NutzerInnen den Zugang zu dieser höchst relevanten Informationsquelle erschwert. Das gilt insbesondere auch für die Onlineangebote des ORF, des größten und meistgenutzen Internetmediums des Landes.

BIZEPS-INFO: Mit welchem Ziel hat MAIN diese Analyse machen lassen?

Beate Firliniger: Wir haben diesen Accessibility Kurzcheck von ORF.at beauftragt, weil hier tatsächlich ein Nachbesserungsbedarf besteht und weil wir auch von anderen Medien immer wieder nach der Barrierefreiheit der Website des ORF gefragt werden. Also auch, um bei Bedarf nicht nur mit Meinungen zu argumentieren, sondern eine genauere Analyse in der Hand zu haben und Fakten auf den Tisch legen zu können.

Der Österreichische Rundfunk hat außerdem einen öffentlich-rechtlichen Auftrag. Damit ist es meiner Meinung nach auch legitim, den Abbau von Barrieren auf ORF.at einzufordern, weil hier auf Seiten des Unternehmens eine gewisse Verantwortlichkeit gegeben ist.

BIZEPS-INFO: Wird dem Thema seitens des ORF jene Aufmerksamkeit geschenkt, die Sie als Expertin erwarten?

Beate Firliniger: Ich weiß nicht, ob es im ORF irgendwelche Pläne gibt, ob, wann und wie der Internetauftritt barriereärmer gemacht werden soll. Bislang ist mir da keine Strategie bekannt, die auch nach außen aktiv kommuniziert wird. Ich bin ja keine Expertin für Web Accessibility, sondern beschäftige mich mit der Kommunikation zum Thema barrierefreies Internet. Und da sehe ich beim ORF noch keinen echten Dialog mit der Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen, die ja auch Kundinnen und Kunden von ORF.at sind.

BIZEPS-INFO: Warum ist das so?

Beate Firliniger: Warum dem so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, zumal derzeit beim ORF so viel von Reformen und neuen Konzepten die Rede ist. Da könnte doch auch endlich einmal das Projekt „ORF.at wird barrierefrei“ zur Sprache kommen und in Angriff genommen werden. Ich glaube, dem Image und der Reputation des Medienunternehmens würde das sicher nicht schaden.

BIZEPS-INFO: Wir danken für das Interview.

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