Fall Gross: Mordverfahren könnte eingestellt werden

Für den Abgeordneten Karl Öllinger (GRÜNE) wäre dies ein "unrühmliches Ende eines jahrzehntelangen Justizskandals".

Heinrich Gross
APA

Der Prozess gegen den NS-Arzt Heinrich Gross dürfte wegen seines „irreversibel verschlechternden Zustandesbildes“ nach der Vertagung im März 2000 nun endgültig eingestellt werden. Dies geht – laut APA – aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Justizministerin Karin Miklautsch (FPÖ) hervor.

Gross gilt daher als nicht vernehmungsfähig. Ein Umstand, der mehrfach angezweifelt wurde, weil Gross nach der Vertragung bereitwillig Interviews gegeben hatte.

Abgeordneter Karl Öllinger (GRÜNE) kritisiert diese angekündigte Einstellung und spricht von einem „unrühmlichen Ende eines jahrzehntelangen Justizskandals“. Er fordert Expertisen von anderen Gutachtern, weil alle vom selben Sachverständigen erstellt wurden.

Gross ist einer jener Ärzte, die an der Ermordung von behinderten Kindern in der NS-Euthanasieklinik „Am Spiegelgrund“ beteiligt waren.

Nach dem Krieg forschte er weiter an den in Formalin gelagerten Gehirnen der NS-Opfer. Er war anerkannter Wissenschaftler und wurde von der SPÖ gefördert. Er erhielt das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, welches ihm allerdings im März 2003 aberkannt wurde. Bis 1998 war er der meistbeschäftigtste Gutachter des Landes.

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