Etappenplan: „Wir machen fernsehen möglich. Wir sind barrierefrei. ORF.“

Der ORF legte den 3. Etappenplan zum Ausbau des barrierefreien Zugangs zu den ORF-Fernsehprogrammen und zum ORF-Online Angebot vor. Ein Kommentar.

Deckblatt 3. Etappenplan des ORF
ORF

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz informierte am 13. September 2012 den ORF-Stiftungsrat über den dritten Etappenplan zum Ausbau des barrierefreien Zugangs zu den ORF-Fernsehprogrammen und zum ORF-Online Angebot.

Der Etappenplan ist laut ORF-Gesetz zu erstellen, jährlich zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Das Gesetz schreibt auch das Ziel vor: „Mittelfristig ist vom ORF eine Untertitelung aller seiner Fernsehsendungen mit Sprachinhalten anzustreben.“

Inhalte des ORF-Etappenplans 2012-2014

Die Untertitelungsqoute ist im ORF in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Betrug sie laut Angaben des Senders 2009 rund 35,34 %, stieg sie in den Folgejahren beträchtlich: 2010 (41,09 %), 2011 (51,89 %).

Als Ziel für das Jahr 2012 werden 60 % Untertitelungsqoute (Basis ORF eins und ORF 2) angestrebt. „2013 wird der ORF sein barrierefrei ausgestrahltes Programm für gehörlose und hörbehinderte Menschen weiter kontinuierlich steigern“, kündigt er an.

Auch im Bereich der Audiodeskription und Audiokommentierung erfolgte in den vergangenen Jahren ein starker Ausbau. Waren es 2009 112 Stunden im Jahr, stieg der Anteil 2010 auf 452 Stunden und 2011 auf 676 Stunden an. Für 2012 sind 700 Stunden geplant.

Die barrierefrei zugänglichen Angebote in der ORF TVthek sind von 25,3 % (2009) auf rund 38 % (vorläufiger Stand 2012) gestiegen.

Leider auch Vergleiche, die nicht korrekt sind

Etwas unverständlich bei dieser sehr guten Bilanz ist die „kreative“ Aufmache der Fakten. Statt sich auf die Steigerung und die exakte Darlegung des Erreichten zu konzentrieren, werden nicht korrekte Aussagen getroffen.

Es wird etwa davon berichtet, dass ORF eins und ORF 2 „gegenwärtig im Spitzenfeld privater und öffentlich-rechtlicher europäischer Rundfunkanstalten“ liegen. Und selbst beim ORF III mit seiner 26 % Untertitelungsquote wird behauptet, dass dieser das „Ranking vergleichbarer TV-Sender deutlich anführe“.

Die Verdrehung der Tatsachen hat der ORF meiner Meinung nach nicht nötig. Für zukünftige Etappenpläne empfehle ich daher, korrekte Fakten und Vergleiche anzuführen. Der ORF ist derzeit noch weit davon entfernt, im europäischen Spitzenfeld mitzuspielen. (Großbritannien, Frankreich, Niederlande und einige weitere Staaten sind uns weit voraus.)

Was allerdings stimmt, ist, dass der ORF im deutschsprachigen Raum, der im Bereich Untertitelungsquoten leider noch immer ein klassisches Entwicklungsgebiet ist, wieder zur Spitze zählt.

Ehrlicher wären Zahlen pro Sender

Der ORF sollte seine Untertitelungsquoten – wie international üblich – korrekt darstellen und nicht mit einer Zahl (60 %) operieren, die sich nur auf ORF eins und ORF 2 bezieht – und ORF III ausblendet. (Beispiele aus Großbritannien und der Schweiz)

Korrekt dargestellt wäre für Jänner-April 2012 folgendermaßen: ORF eins (60,4 %), ORF 2 (64,10 %), ORF III (26,72 %)

Etappenplan zum Download

Hatte es zuerst danach ausgesehen, dass der achtseitige Etappenplan nicht öffentlich zugänglich würde, stellte sich dies erfreulicherweise als Missverständnis heraus.

Es ist uns daher auch heuer wieder möglich, den Etappenplan für Interessierte zum Download bereitzustellen. (Zum Vergleich der Etappenplan aus dem Jahr 2011.)

Abschließend sei dem ORF zum Erreichten gratuliert. Beim Update des Etappenplans wäre es aber gut die Realität teilweise genauer darzustellen.

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