Es ist besser, mit Behinderung zu leben!

Die Ethikkommission beantwortet eine Frage von Prof. Günther Pöltner, die er in der ZiB 2 gestellt hat. Ja, es ist besser mit Behinderung zu leben, als gar nicht gelebt zu haben.

Birgit Primig-Eisner
Primig-Eisner

In einem Beitrag über die Präimplantationsdiagnostik in der ZiB 2 am 19. Juli stellte Univ.Prof. Dr. Günther Pöltner fest: „Hier taucht die unlösbare Frage auf: Was ist besser, mit Behinderung zu leben oder gar nicht mehr? Wer soll das entscheiden?“ Die Ethikkommission FÜR die Bundesregierung empfiehlt Pöltner, sich mit dieser Frage an die einzigen Experten zu wenden: Menschen, die mit Behinderung leben.

Birgit Primig, Vorsitzende der Ethikkommission FÜR die Bundesregierung, ist „zumindest erstaunt“, dass Pöltner diese Frage als unlösbar bezeichnete. Sie wertet die Fragestellung als Symptom für die Nicht-Beachtung von Menschen mit Behinderung bei der Diskussion zentraler Problemstellungen. „In die Bioethikkommission des Bundeskanzlers wurde bis heute kein Vertreter der Interessenvertretungen behinderter Menschen aufgenommen.“

Das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003 stand unter dem Motto „Nichts ohne uns über uns“. Wie berechtigt diese Forderung auch 2004 ist, zeige Pöltners Frage, so Primig. „Anscheinend tappt Pöltner in die alte Falle: von sich auf andere zu schließen. Was für einen Menschen völlig unvorstellbare Lebensumstände bedeuten, hindern einen anderen Menschen keineswegs an Lebensfreude, -glück und -sinnhaftigkeit.“

Primig weiter: „So lange der Wert des Lebens diskutiert wird, bleibt die Lebensqualität auf der Strecke. Mit dem Fortschritt der medizinischen Technik sind Menschen mit Behinderung wieder gezwungen, ihre eigene Existenz zu rechtfertigen.“

Die Ethikkommission FÜR die Bundesregierung ist auch aus diesem Grund gegen die Freigabe der Präimplantationsdiagnostik. „Sie ist nichts weiter als eine Selektionsmethode“, so Primig, „die eben manchen Menschen die Existenzberechtigung abspricht.“

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