Einen Tag im „oben ohne“ Ferrari

Sportwagen und Behinderung ist für viele "Fußgänger" alles andere als selbstverständlich, meist sogar unvorstellbar. Leider verbinden viele Leute einen Rollstuhlfahrer mit einem "Pflegefall", um es mal ein wenig überspitzt zu sagen.

Ferrari mit Behindertausweis vor Bergen
Sampl, Reinhold

Die Idee den Inbegriff eines Sportwagens für Rollifahrer umzubauen fand ich daher mehr als gut. Ich kenne ja einige, die Sportwagen privat fahren, aber diesen auch zu verleihen, ist perfekt. Mehr als hunderttausend Euro auszugeben für ein Auto, bleibt den meisten ja verwehrt, egal ob Rollifahrer oder Fußgänger.

Aber mal einen Tag oder das Wochenende dieses Gefühl zu erleben, ist durchaus leistbar. Ich – als Fahrtechniktrainer – freute mich auf die Aufgabe, den 360er zu testen.

Es war ein Sonnensonntag wie im Bilderbuch. Der perfekte Tag, um den Ferrari 360 Spyder „oben ohne“ zu testen. So machte ich mich in aller Früh auf zu dem vereinbarten Treffpunkt (8 Uhr), einer Tankstelle in Innsbruck.

Ferrari sorgt für Aufsehen

Als ich in die Tankstelle einbog, stand das „Babe“ schon, „oben ohne“ am Rand. Da ein Ferrari immer für Aufsehen sorgt, standen auch schon einige Leute rund um den roten Renner aus Maranello. Ich stellte meinen Kombi in die Ecke und rollte Richtung 360er.

Das Handgerät von der Firma Urban ist einfach zu bedienen, mir war es in der Funktion bekannt also konnte es gleich losgehen.

Ich kämpfte mich mit dem Schlüssel am Schoss, durch die staunende Menschenmenge. Was machen die ganzen Leute den um die Zeit an einem Sonntag Morgen auf einer Tankstelle. 🙂

Für Staunen sorgte wohl, dass ich den Schlüssel hatte und die Tür aufsperrte. Als ich mich dann mit wenigen Handgriffen in das Auto brachte, die Räder vom Rolli hinter dem Beifahrersitz verstaute, den Rahmen auf dem Beifahrersitz legte, war es wohl geschehen um die „Zuseher“.

Natürlich durfte eine schwarze Sonnenbrille nicht fehlen

Kurz die Spiegel und den Sitz eingestellt, dann konnte es losgehen. Das Drehen des Zündschlüssels, beantwortete der 400PS starke Motor mit einem kräftigen Brüllen. Los geht’s, vorsichtig rollte ich aus der Tankstelle, bei dem Absatz der Ausfahrt macht ich mir das erste Mal Sorgen um den Frontspoiler.

Die Schaltwippen am Lenkrad sind gut zu erreichen, links zum Runter-, rechts zum Hochschalten. Leider muss man zum Hochschalten die Hand vom Handbedienhebel nehmen. Dies war aber noch nicht weiter störend, da ich eh nur dahin rollte. Bei der ersten roten Ampel angekommen, sorgte ich wieder für Aufsehen.

Neben mir stand ein „aufgemotzter“ 3er BMW. Der Lenker noch sichtlich von der Partynacht davor gezeichnet, schaute zwei mal hin und fasste es nicht, dass am Beifahrersitz ein Rolli stand. Somit verpasste er auch die Grünphase und ich rollte mehr oder weniger im Standgas davon.

Das wiederholte sich bei jeder roten Ampel, nur immer mit anderen „Partnern“ auf der zweiten Spur. Endlich aus der Stadt raus, drückte ich den Gashebel mal etwas schneller nach hinten. Bei ca. 4000 Umdrehungen schaute ich in den Spiegel ob jemand anschiebt. 🙂

Der Motor brüllte so richtig los

Es presste mich in den sportlichen Sitz und der Motor brüllte so richtig los. Die nicht originale Sportauspuffanlage trug ihres dazu bei. Mir zwang es ein Lächeln ins Gesicht, Tempo 100 war in wenigen Sekunden erreicht. Einige Radfahrer, die nebenan am Radweg fuhren, drehten sich zeitgleich um und schauten, was da von hinten ankam.

Ich schaltete gleich ein paar Gänge höher, um nicht mit vollem „Lärm“ an den Radfahrern vorbeizuheizen. So ging es gleich auf die Autobahn. Das Auto ist trotz der vielen Leistung recht einfach zu fahren. Auf der Autobahn angekommen, gleitete ich, soweit man das bei dem straffen Sportfahrwerk sagen kann, mit Tempo 140 dahin.

Von neidigen Blicken, bis hin zu winkenden Damen erlebte ich alles. Den Rolli haben die meisten nicht mal wahrgenommen. 🙂

Unaufhaltsam Richtung 200er Grenze

Endlich auf der deutschen Autobahn angekommen, wollte ich natürlich mal ein wenig schneller fahren. Zweimal die linke Schaltwippe leicht berührt und der Motor brüllte auf, forderte mich förmlich auf – „Jetzt mach doch endlich“ – den Gashebel bei Tempo 100 ganz nach hinten und los ging es. Der Tacho wanderte unaufhaltsam Richtung 200er Grenze.

Lediglich das Wegnehmen der Hand vom Gashebel zum Schalten störte mich, hier sollte man für sportliches fahren an einer Lösung direkt am Bedienhebel arbeiten. Die 200 Marke längst hinter mir gelassen, war das Auto immer noch einfach zu handhaben. Der Wind bleibt auch ohne Dach im Rahmen.

Aber ich denke, es ist nicht Sinn mit solch einem Auto auf einer geraden Autobahn hohes Tempo zu fahren. Der Verbrauch bleibt somit auch im Rahmen. So fuhr ich wieder mit ca. 150 km/h weiter. Es war viel lustiger die Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer zu beobachten. In München angekommen, ging das Spiel mit den roten Ampeln wieder von vorne los. 🙂

Alles nur wegen dem Auto?

Eine hübsche Dame steckte mir sogar ihre Visitenkarte zu. Ich kannte solche Stories meist nur von Erzählungen, aber es gab sie wirklich. Alles nur wegen des Autos? 🙂

Danach habe ich mich zum Mittagessen mit einem Freund verabredet. Natürlich ein Lokal mit Blick auf den Parkplatz gewählt. Dort angekommen, sorgte mein Erscheinen für eine kurze Essenspause bei den Besuchern, die im Garten davor saßen.

Es war beim Eingang in den Gastgarten ein Behindertenparkplatz, (zu meiner Verwunderung frei) dort stellte ich mich natürlich hin. Worauf ich gleich böse Blicke der Gäste erntete. Als ich dann, anfing meinen Rolli auszuladen, ging ein Staunen durch die Runde. Ruck zuck war der Otto Bock Rolli zusammengebaut und ich aus dem Auto. Als wenn es für mich das Normalste der Welt wäre, mit so einem Auto vorzufahren, ging ich zielstrebig in den Gastgarten, wo mein Freund schon mit einem Grinsen auf mich wartete.

Nun war ich Gesprächsthema im ganzen Gastgarten. Der Kellner meinte nur kurz, nettes Auto und nahm meine Bestellung auf. Nach dem Essen, musste ich natürlich mit meinem Freund eine „Promotiontour“ durch München machen. Hierfür verstauten wir ohne Probleme meinen Rolli im Kofferraum vorne.

Immer wieder das gleiche Bild. Auffallen garantiert. Es gibt sicher jede Menge Autos in dieser Preisklasse, aber ein Ferrari ist eben immer noch etwas Besonderes. Die Rückfahrt nach Innsbruck war relaxt, ich fühlte mich schon als echter Ferraristi.

Die letzten 50 km fuhr ich Landstraße, wo die ein oder andere schnellere Kurve dabei war. Die elektronischen Fahrhilfen, helfen zwar wenn man es übertreibt, aber man sollte möglichst ihr Eingreifen nicht herausfordern. Macht auch so genug Spaß.

Den Tacho im Auge behalten

Alles in allem ist der Ferrari einfach zu handhaben. Richtig sportlich bewegen sollte man das Auto nur auf gesperrtem Gelände oder einer Rennstrecke. Den Tacho stets im Auge behalten, denn die Grenze, wo man den Führerschein verliert, ist bei unsachgemäßem Umgang mit dem Gashebel ganz schnell erreicht.

Ferrari fahren ist eben immer noch etwas Besonderes, als Rollifahrer sorgt man für noch mehr Aufregung, stets aber im positiven Sinn.

Wer also einmal wirkliche Freiheit auf Straßen erfahren will, sollte sich einen Tag mit diesem Ferrari leisten, auch wenn man für das Geld eine Woche Urlaub im Süden bekommt. Ich habe in meinem letzten Kurzurlaub, nicht so viele lustige und freudige Dinge erlebt, wie an dem einen Tag im „oben ohne“ Ferrari.

Für mich wird es sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, so viel steht fest und ist im Sommerbudget bereits fix eingeplant.

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