Ein Zeichen für barrierefreies Web

In den letzten Jahren hat sich zum Thema barrierefreies Web (Web Accessibility) viel getan.

Personen mit blauen Mützen
BIZEPS

Doch noch immer gibt es Zeitungen, die in „aufklärenden Artikeln“ allein die Möglichkeit der Schriftvergrößerung mit Barrierefreiheit gleichsetzen. Noch immer glauben viele Menschen, dass nur blinde Menschen barrierefreie Websites brauchen. Ich habe schon einige Websitebetreiber(innen) erlebt, die Maßnahmen in diese Richtung für übertrieben halten, da die Zielgruppe doch viel zu klein sei.

Was es also braucht, ist mehr Bewusstsein für das Anliegen eines barrierefreien Webs zu schaffen. Es geht doch vielen von uns so, dass wir noch immer auf Webseiten treffen, auf denen grauer Text auf schwarzem Grund und winzige Buttons zu finden sind, die der Mauszeiger nicht treffen kann, … Wenn wir all den Besuchern und Besucherinnen dieser Websites vermitteln könnten, dass die Richtlinien für barrierefreies Web hier Abhilfe schaffen könnten … ja, dann würden sich vielleicht auch mehr von ihnen dafür einsetzen, dass diese auch umgesetzt werden.

Wer die Chance hat, einem Menschen über die Schulter zu schauen, wie er/sie mit einem Screenreader umgeht, wird verstehen, warum es notwendig ist, dass eine Website auch mit der Tastatur bedienbar ist.

Tag der Tastatur

Apropos Tastatur. Heute, den 15. Oktober begehen viele Blindenorganisationen den „Tag des weißen Stocks„, der auf die Anliegen blinder Menschen hinweisen möchte. Der 15. Oktober ist auch der „Tag der Tastatur“. Vor vier Jahren wurde er von einigen an Barrierefreiheit Interessierten erfunden und hat seither schon zu mancher Aktion im Web geführt.

Der „Tag der Tastatur“ soll jede und jeden motivieren, zumindest einen Tag die Maus auf die Seite zu legen und nur per Tastatur im Web zu surfen, zu arbeiten. Denn diese Bedienungsart selbst zu erleben, gibt wohl einen guten Einblick, warum wir ein barrierefreies Web brauchen. Wenn Sie selbst Mausbenutzer/in sind, probieren Sie es aus. Aber probieren Sie es nicht nur aus. Erzählen Sie anderen darüber, schreiben Sie darüber – in einem Webforum, vielleicht in Ihrem Blog, vielleicht per Twitter. Machen Sie auf das Thema aufmerksam.

Blue Beanie Day

Aufmerksam machen, Aufmerksamkeit erzeugen will auch der „Blue Beanie Day“ am 30. November. Ich hatte im Vorjahr die Möglichkeit, bei BIZEPS einen Artikel über den Tag der blauen Hauben zu schreiben. Denn an diesem Tag setzen weltweit hunderte, wenn nicht tausende Menschen blaue Hauben auf. Sie fotografieren sich damit und tauschen ihre Profilfotos mit den blauen Hauben in Foren oder in sozialen Online-Netzwerken (wie Facebook) aus. Damit wollen wir gemeinsam ein Zeichen für Webstandards und Web Accessibility setzen, ein Zeichen für ein Web, das für alle nutzbar ist.

Manche gehen aber noch weiter. Sie gehen mit ihren blauen Hauben in die Öffentlichkeit, auf die Straße, sprechen Passanten an. Sie gehen mit ihren Hauben auf Veranstaltungen und erzeugen Aufmerksamkeit.

Sie können einwenden, das sei blanker Aktionismus. Nun, das ist es. Aber die blaue Haube ist ein guter Einstieg, um ins Gespräch zu kommen. Als ich 2008 zum ersten Mal mein Profilfoto auswechselte, verwirrte ich einige Menschen, sie schickten mir E-Mails mit der Frage, was denn das soll. Und das gab mir Gelegenheit, auf den Blue Beanie Day und auf dessen Anliegen hinzuweisen. Und manche/r traute sich daraufhin eine Frage zu stellen oder beschäftigte sich zum ersten Mal mit Barrierefreiheit und den Anliegen behinderter Menschen im Web.

Lassen Sie es mich nochmals betonen. All diese Aktionen sollen nicht nur die motivieren, die sich schon seit Jahren für das Thema einsetzen. Es soll gerade diejenigen anregen mitzumachen, die sich noch wenig oder noch nie mit Web Accessibility beschäftigt haben.

Gerade diejenigen soll auch noch die dritte Aktion einbinden, die der „Accessibility Herbst 2010“ umfasst.

140 Zeichen für Accessibility

In der Zeit zwischen dem „Tag der Tastatur“ und dem „Blue Beanie Day“ liegen rund eineinhalb Monate. In dieser Zeit findet die Aktion „140 Zeichen für Accessbility“ statt. Eigentlich findet sie nicht statt. Denn es ist nur ein Aufruf an alle Interessierten, selbst ein Zeichen zu setzen.

140 steht dabei für das schon recht bekannte „Twitter“. Jede und jeder auf Twitter ist eingeladen, über diese Plattform Tipps, Links und Hilfestellung zum barrierefreien Web zu geben. Ein Zeichen setzen können aber auch alle, die nicht auf Twitter sind. Es ist der Aufruf darüber nachzudenken, wie man selbst ein klein wenig für Barrierefreiheit sensibilisieren kann. Denn wie wäre es, wenn Sie z.B. auf einer Veranstaltung die Frage stellen, ob die vorgestellte Website auch barrierefrei ist? Klingt das zu simpel? Aber genau darum geht es. Denn oft genug ärgern wir uns, surfen weiter, schweigen.  Die 140 Zeichen sind ein kleiner Beitrag für ein wenig mehr Stimme für „ein Web für alle“.

Neugierig geworden? Dann lesen Sie zu diesen drei Aktionen mehr in meinem Blog

Wenn Sie Fragen oder eine Idee haben und mitmachen oder Kritik üben wollen, dann schreiben Sie mir doch einfach: blog@robertlender.info.

Zum Schluss noch ein Satz, den ich schon im Vorjahr schrieb: Blaue Hauben können nicht das Web verändern, aber die Menschen können es, die diese Hauben aufsetzen. In diesem Sinne: Setzen Sie ein Zeichen!

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