Bund Sozialdemokratischer Akademiker stellt sich seiner Geschichte

Ein Studie des Dokumentationsarchives des Österreichischen Widerstandes (DÖW) hat in den letzten Jahren den Umgang des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) mit den "brauen Flecken" der eigenen Vergangenheit untersucht.

Heinrich Gross
APA

Nach dem zweiten Weltkrieg hat der Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) massiv ehemalige Nationalsozialisten umworben, dies wurde heute anlässlich der Präsentation der Studie „Der BSA stellt sich seiner Vergangenheit“ in Wien offenkundig.

Die Studie zum BSA beschreibt detailliert die verschiedenen Interventionen, mit denen versucht wurde, ehemaligen Nazis zu einer beruflichen und politischen Karriere zu verhelfen und vor beruflichem Ausschluss zu bewahren. „Diese Interventionen gingen auch von der Parteispitze, etwa von Adolf Schärf oder Bruno Pittermann, aus“ berichtet der SPÖ-Pressedienst.

Der damalige Leiter des Dokumentationsarchives des Österreichischen Widerstands (DÖW), Dr. Wolfgang Neugebauer, berichtete, dass es damals Beschlüsse des BSA gegeben hätte, zwischen minder und schwer belasteten Nazis zu unterscheiden. Diese Vorgangsweise sei vertretbar, weil ja nicht Hunderttausende, die NS-Mitglieder waren, auf Dauer vom politischen Leben ausgeschlossen werden konnten, so Neugebauer.

Doch in der Realität wurde diese Differenzierung zwischen minder Belasteten und auch an Verbrechen beteiligten schwer Belasteten nicht eingehalten, so ein Ergebnis der Untersuchungen.

„Wir haben es als BSA auf uns genommen, diese Geschichte offen zu legen“, so Präsident des BSA und Nationalratsabgeordneter der SPÖ, Dr. Caspar Einem, bei der Präsentation der Ergebnisse. Der „schmerzhafte Klärungsprozess“ sei jedoch notwendig gewesen „damit Wunden heilen können“.

Gross – das bekannteste Beispiel
Das in den Medien bekannteste Beispiel sei der NS-Euthanasiearzt Heinrich Gross (siehe Bild), der jahrelang von der SPÖ und dem BSA gefördert und beschützt wurde. Die „Süddeutsche Zeitung“ beschrieb den Fall Gross ein Mal als „einen der größten Justizskandale der österreichischen Geschichte“.

Der SPÖ-Parteivorsitzende Dr. Alfred Gusenbauer sprach zu diesem dunkeln SPÖ-Kapitel im April 2000: „Die SPÖ bekennt sich zu Fehlern und Versäumnissen in der Zweiten Republik. Sie tritt für deren rückhaltlose Aufarbeitung und Darstellung ein. Wir bedauern diese Fehler zutiefst und bitten insbesondere die dadurch verletzten Überlebenden und Angehörigen der Opfer um Entschuldigung.“ Konkret wurde auch Gross genannt. Für ihn hätte nie Platz in der SPÖ sein dürfen, so Gusenbauer.

Auch ÖVP hat Handlungsbedarf
„Wir haben die SPÖ und den BSA nicht geschont, es gab keine Rücksichtnahme aus politischer Gefälligkeit“, betonte Wolfgang Neugebauer zur Arbeit an der Studie. Er erwähnt dabei, dass im Rahmen der Arbeiten klar wurde, dass die SPÖ nicht die einzige politische Kraft mit „braunen Flecken“ sei; dies betreffe auch die ÖVP.

DÖW-Mitarbeiter Peter Schwarz nannte konkrete Interventionen für ehemalige hohe Richter des Volksgerichtshofes durch Figl oder Raab. Diese zeigten, dass auch bei der ÖVP bei der Aufarbeitung der eigenen Geschichte „Handlungsbedarf“ bestehe.

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