Behinderte Menschen in den Medien – Beispiel BBC und ITV

Dr. Franz-Joseph Huainigg, Leiter der Arbeitsgruppe "Behinderte und Medien" und Mitautor der Studie "Die Darstellung behinderter Menschen im ORF", hat im Rahmen der Studie umfangreiche Befragungen mit TV Anstalten angestellt.

Flagge Großbritannien
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In diesem Artikel werden Maßnahmen der britischen Sender BBC und ITV vorgestellt.

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Die Darstellung behinderter Menschen im ORF“ wurden europaweit TV-Anstalten angeschrieben und um eine Selbstdarstellung gebeten. Dabei zeigte sich, daß die skandinavischen und anglikanischen TV-Anstalten mit dem Thema „Behinderung“ am „natürlichsten“ und integrativsten umgehen: Behinderte arbeiten als Redakteure mit und gestalten eigenes Programm. Nachfolgend die Beispiele BBC und ITV:

BBC

1989 wurde das „Cooperate Disability Strategy Document“ publiziert. Es macht Vorschläge, zur Setzung von Initiativen und Aktionen, mit dem Ziel, für Behinderte die Beschäftigungssituation, den Zugang und die Ausbildungsaspekte bei BBC zu verbessern. Dieser Bericht unterstreicht die Verantwortung von BBC behinderte Menschen richtig (realitätsnahe) darzustellen. 1993 wurde eine breite Palette an neuen Initiativen ins Leben gerufen und andere, bereits existierende, wurden weitergeführt bzw. ausgebaut. Zweck dieser Initiativen sind: Erhöhung der bei BBC beschäftigten Behinderten (Ziel: 3% im Jahr 2000), Verbesserung ihrer Karrierechancen und Verbesserung des Behindertenprogrammes auf BBC 1 und BBC 2.

Die Initiativen lassen sich generell in vier Hauptbereiche teilen:

  • Ausbildung,
  • Beschäftigung,
  • Programmgestaltung/Portraitierung
  • und Anhebung des Bewußtseins/Kommunikation.

Bei BBC gibt es ein „Department Equal Opportunities“ (Abteilung für Chancengleichheit). Diese Abteilung betreibt eine Reihe von Kursen für die beschäftigten Behinderten und deren nichtbehinderten Kollegen und Manager.

Organisiert werden von dieser Abteilung auch regelmäßige Treffen der behinderten Beschäftigten, die unter anderem als Forum für neue Vorschläge für Verbesserungen innerhalb der BBC fungieren. Die BBC finanziert notwendige Assistenzleistungen, z. B. Gebärdendolmetscher oder auch Geräte zur Unterstützung der Arbeitsplatzsituation. Alle neuen Gebäude sind für Behinderte vollständig zugänglich gemacht, in allen alten Gebäuden wurden in den letzten Jahren Adaptionen errichtet (Spezielle Lifte, Rampen und an neuralgischen Punkten Behindertentoiletten).

Die Behindertenprogramme entstanden aus der Erkenntnis, daß über die Behindertenthematik mehr berichtet werden muß. Es hat sich gezeigt, daß Programme, die selbst von Behinderten gemacht sind, am besten gemacht sind, da es sich um die mediale Umsetzung selbst gemachter Erfahrung handelt („first hand life experiences“). Die BBC ist davon überzeugt, daß Behinderte jeden Prozeßschritt mitwirken und kontrollieren sollen.

ITV

ITV untertitelt über 40 Stunden Sendungen und regionale Programme pro Woche und viele Gesellschaften senden ihre eigenen lokalen Nachrichten in Gebärdensprache. ITV produziert das regelmäßig gesendete Behindertenmagazin LINK: „… ist für die 6 Millionen von uns, die allgemein als behinderte Personen bekannt sind. Es ist nicht für die Sozialarbeiter oder andere Frauen, die Essen auf Rädern bringen. Oder für den Typ von Person, der denkt, Menschen wie wir sind wunderbar.“ LINK läuft seit 17 Jahren. Es ist das am längsten laufende Programm auf ITV nach Coronation Street und Police 5.

In den frühen 70er Jahren, während einer Suche nach einer Dokumentation als Ersatz für ATV, erkannte Richard Creasy das Bedürfnis für ein Programm, das von und für Behinderte gemacht ist. So war die Idee von Link geboren. Seine erste Produzentin war Patricia Ingram, die mit der behinderten Präsentatorin Rosalie Wilkins LINK zu einem lebendigen und intellektuellen Programm machte, mehr mit inneren Werten als mit „würdiger“ Nächstenliebe.

LINK hat in Summe gesehen große Veränderungen in Gesetzen, behinderte Menschen betreffend, gebracht.

Das größte Projekt für benachteiligte Menschen, das ITV für 1994 plante, steht in Beziehung mit einem Service für blinde Menschen: „Wir haben Erfahrungen in Techniken der Hörbeschreibung für Blinde gesammelt. Dieses Projekt „AUDETEL“ wird einen experimentellen Beschreibungsservice im ITV zwischen Mai und Oktober senden.“

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