Barrierefreiheit bei der FPÖ-Homepage: „Man hat es nicht einmal versucht“

Die Tests der Parteienseiten zeigen, dass Barrierefreiheit bei Internetauftritten - trotz gesetzlicher Vorgabe - kaum berücksichtigt wird. Die FPÖ hat das wahrscheinlich schlechteste Angebot aller Parteien.

Homepage der FPÖ aus dem Jahr 2008
BIZEPS

Eric Eggert, ein in Wien lebender Internetexperte für barrierefreies Webdesign, und Eva Papst, Vorsitzende von accessible media haben den Internetauftritt der FPÖ für BIZEPS-INFO getestet. Das Ergebnis ist erschreckend.

Der Test

„Die Seite der FPÖ ist gänzlich unzugänglich und schwer benutzbar. Sie verfügt nicht einmal über die niedrigsten und einfachsten Elemente barrierefreien Webdesigns“, hält Eggert fest und nennt Beispiele:

  • Die Schrift ist viel zu klein, und auf der Startseite konkurrieren die vielen Bilder um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Immerhin: Die Inhaltstexte sind vergrößer- und damit lesbar, sehende Benutzer können sich hier Abhilfe schaffen. Anders bei der Navigation: Sie besteht aus Bildern, es ist also nicht möglich diese mittels Schriftvergrößerung zu skalieren.
  • Die Listen sind keine Listen und Überschriften oder Sprunglinks sind nicht zu finden.
  • Die meisten Inhalte scheinen in unzugänglicher PDF-Form auf der Seite vorhanden zu sein.
  • Weiters beinhaltet die Seite hunderte (!) HTML-Fehler.
  • Die Startseite besteht aus mehr als 90 Tabellen, die alle der Gestaltung dienen.

Handwerklich gehört diese Seite zum Schlechtesten, was in letzter Zeit für BIZEPS-INFO getestet wurde.

„Die Seite ist für behinderte Menschen kaum nutzbar“, so Eggert, der auch auf folgenden Umstand hinweist: „Wer diese Fehler jetzt auf das Alter der Seite schiebt, der schaue sich strache.at an. Dieses Angebot ist neu und es werden die selben Fehler gemacht“.

Eva Papst kommt zu einem ähnlichen Urteil. Sie erwähnt die fehlende Struktur und die fehlenden Sprungmarken der Seite. Wie sich das auswirkt erläutert sie so: „Ich klicke auf den gefundenen Link Impressum und die neue Seite baut sich auf. Jetzt habe ich das Problem, nicht zu wissen, wo sich die Überschrift im Textbereich befindet. Es gibt sie, aber sie ist nicht als solche erkennbar, sondern für mich bloßer Fließtext“.

Es gibt noch eine Vielzahl an weiteren Problemen, wie beispielsweise jenes: „Das Suchformular hat kein Label und für die Suchergebnisse gilt dasselbe wie für alle Inhalte: äußerst schwer zu finden“.

Papst: „Ich kann mich nur wundern“

Ihr Resümee zur FPÖ-Homepage lautet: „Ich kann mich nur wundern, dass man nach mehr als zweieinhalb Jahren Gültigkeit des Behindertengleichstellungsgesetzes die Rechte behinderter Menschen auf adäquate Information beharrlich ignoriert und gleichzeitig aber Wählerstimmen haben möchte“.

Stellungnahme der FPÖ

Die Seite muss als unbenützbar eingestuft werden und widerspricht damit dem Bundesbehindertengleichstellungsgesetz, weil Bundesförderungen – und die Parteienförderung ist eine solche Bundesförderung – seit dem Jahr 2006 nicht mehr in diskriminierender Art eingesetzt werden dürfen.

BIZEPS-INFO bat nach diesen Testergebnissen die FPÖ um Stellungnahme. „Als Behindertensprecher unserer Partei darf ich Ihnen antworten, dass meine Homepage bereits seit langem barrierefrei ist. Ich werde alles tun, damit auch die FPÖ-Homepage rasch barrierefrei wird“, hält der FPÖ-Behindertensprecher, Ing. Norbert Hofer fest.

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BIZEPS-INFO lässt die Internetauftritte aller bundesgeförderten Parteien auf die Einhaltung der Barrierefreiheit testen und berichtet über die Ergebnisse.

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