Barrierefreie Toiletten mit Bank und Lifter – bald auch in Österreich?

In Großbritannien gibt es bereits mehr als 1.000, in Deutschland nur eine Handvoll, bei uns noch keine: Die Rede ist von so genannten "Changing Places".

Barrierefreie Toiletten mit Bank und Lifter
CP_Consortium

Das sind barrierefreie Toiletten, die zusätzlich zur Ausstattung einer barrierefreien Standard-Toilette über einen Deckenlifter und eine Liege verfügen.

Mit dem Lifter kann der / die behinderte Nutzer/in auf die Liege oder die Toilette gehoben werden. Die Liege ist für den Wechsel von Inkontinenzeinlagen notwendig.

Wer benötigt „Changing Places“?

Changing Places“ nutzen Menschen beispielsweise mit Mehrfachbehinderungen, mit hohen Querschnittlähmungen, Muskel- und Nervenerkrankungen und MS. (Siehe auch „Toilette für alle Deutschland„)

Es ist unter Umständen sehr schwierig, einen erwachsenen Menschen auf eine Liege zu heben, um ihn bei der Inkontinenzversorgung zu unterstützen. Ist keine Liege vorhanden, müssen diese Menschen sich derzeit teilweise auf den Toilettenboden legen, um sich helfen zu lassen.

Großbritannien hat in den vergangenen Jahren mehr als tausend „Changing Places“ eingerichtet. Die Initiative dafür ging von Eltern mehrfachbehinderter erwachsener Kinder aus, die Probleme hatten, ihre Kinder unterwegs zu versorgen. Unterdessen gibt es „Changing Places“ in vielen britischen Flughäfen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden, Supermärkten etc.

In Deutschland wurden in den vergangen Jahren eine Handvoll „Changing Places“ eingerichtet, unter anderem in Amtsgebäuden und an Flughäfen. In Österreich gibt es derzeit unseres Wissens nach keinen einzigen „Changing Place“.

BIZEPS fordert „Changing Places“ in zentralen Punkten

BIZEPS setzt sich derzeit dafür ein, diese an zentralen Punkten einzurichten.

„Auch Menschen, die mehr brauchen als eine Toilette und ein paar Griffe, müssen in der Lage sein, am alltäglichen Leben teilzunehmen. Dafür sind Changing Places eine wichtige Sache“, sagt Martin Ladstätter, Obmann beim Verein BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben.

Menschen mit Behinderungen, die nach Österreich zu Besuch kommen oder hier leben und auf umfangreiche Assistenz beim Toilettengang und der Inkontinenzversorgung angewiesen sind, verzichteten entweder auf Besuche oder könnten sich immer nur für kurze Zeit draußen aufhalten, weil sie nur zu Hause oder im Hotel angemessen versorgt werden könnten, so Ladstätter.

Manchmal würde auch improvisiert und die Betroffenen würden für die Inkontinenzversorgung von ihren Assistentinnen bzw. Assistenten auf den Boden einer öffentlichen Toilette gelegt.

Für die Begleitperson sei das häufig sehr mühsam und belastend für den Rücken. Zudem stellt dies für alle Beteiligten eine unangenehme und unhygienische Situation dar: Die Böden sind häufig nicht sauber, dadurch können die Betroffenen leicht krank werden. Die Folge: Niemand will unter diesen menschenunwürdigen Umständen eine öffentliche Toilette benutzen. „Deshalb brauchen wir auch in Österreich ‚Changing Places'“, so Ladstätter.

Was wird benötigt?

Zur Einrichtung eines „Changing Place“ braucht man vor allem ausreichend Platz. Außerdem müssen ein Deckenlifter sowie eine höhenverstellbare Liege installiert werden. Auch ein geruchsdichter Windeleimer gehört zur Grundausstattung.

Insgesamt ist mit Kosten von rund 5.000 – 10.000 Euro zu rechnen, je nachdem, wie die Vorbedingungen der vorhandenen Toilette sind.

Wien könnte Vorreiter sein

BIZEPS hofft, dass es schon bald an zentraler Stelle in Wien eine erste dieser Toiletten geben wird. In Frage kämen U-Bahn Stationen, wo es bereits eine barrierefreie Toilette gibt, die aber einen sehr großen Raum hat wie z.B. beim Schwedenplatz oder beim Museumsquartier.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist abgeschalten.

6 Kommentare

  • Im Salzburger Hauptbahnhof dass seit Jahren eine komplette Duscheinheit für Behinderte.

  • Wie unser „Sozial“minister immer wieder betont, hat er Verständnis und ein Herz für Behinderte, aber leider leere Taschen. Ist ja auch klar, er hat ja 30 Mio. € für Ostermayer und dessen Kulturministerium gespendet, da bleibt für eine Förderung von solchen Scherzen, wie „Changing Place“ nichts übrig; und überhaupt, wo kämen wir denn da hin? Mir san jo in Österreich!

  • Ja, für’s „große Geschäft“ sind derzeitige Rolli-WCs völlig unzureichend. Die Liege im obigen Bild kommt mir aber etwas schmal vor. Normale Bettbreite von 80 cm sollte sie schon haben, sonst wird es erst wieder ein Zirkusakt.

  • Das würde mir mein Leben sehr erleichtern!

  • GUTE IDEE!

  • Sg. Herr Ladstätter, klingt interessant, aber besser wäre ein höhenverstellbares WC und zwar überall (EZ , Amtshäusern usw) – Grund: obige Variante mit Lifter- geht auch nur wenn ein Assistent dabei is. Falls die obig Angesprochene Variante durckommt falle ich z.B wieder durch den Rost- da ich keinen Lifter brauche, sondern ein höhenverstellbares WC- da kann ich alleine hinsetzen und aufstehen. Selbstbestimmt bedeutet für mich z.B zu wissen ich kann in EKZ fahren ,egal wohin , und jede Toilette alleine benutzen, was jetzt nirgends der Fall ist…weder in Amtshäuser noch in EKZ…