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50 Cent besser als 1 Euro – in Duderstadt notiert

Koffer und Rucksäcke werden heute in Duderstadt gepackt, wo das Sommercamp für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen zu Ende geht.

Für die Lokalzeitung in Duderstadt, das Eichsfelder Tageblatt, war besonders eine Theaterprobe interessant. Denn zu den spontanen Vorschlägen für das Programm im Sommercamp gehörte die Aufführung eines Stücks in der Regie von Ulrike Rittner, in dem es um Flirt und Liebe ging. Es wurde in wenigen Stunden einstudiert und fand viel Beifall.

Im Workshop über behindertenpolitische Lobbyarbeit in Österreich und Deutschland kam es auch zu einem Rollenspiel. Klaus D. Tolliner hatte einen Journalisten darzustellen. Als der Österreicher danach in der Schreibwerkstatt auftauchte, wurde er schon als der Journalist begrüßt. Als neuer kobinet-Korrespondent schrieb er seinen Bericht. Der künftige Unternehmensberater nutzte das Sommercamp auch für einen Besuch des in Duderstadt angesiedelten Unternehmens von Otto Bock. Der Mann hatte seine Diplomarbeit zu einem die Firma sehr interessierenden Thema geschrieben.

Neben den Werkstattgesprächen und Vorträgen über ferne Länder wurde im Camp der Sport ganz groß geschrieben. Joggen und Frühgymnastik waren allerdings mit der vergeblichen Hoffnung verbunden, einige Pfunde abzunehmen. Der Erfolg schweißtreibenden Tuns blieb auf der Waage allenfalls im 100-Gramm-Bereich zu messen. Dafür sorgte schon das Multikultiküchenteam des Jugendgästehauses, dessen Angebote sich guten Zuspruchs erfreuten.

„Der absolute Hammer“, so ein Teilnehmer, war das abendliche Tischfußballturnier in der Kellerbar des Hauses. Die spannenden Wettkämpfe an den Kurbeln dauerten bis weit nach Mitternacht. Die Sieger wurden bis zum frühen Morgen gefeiert. So ein Sommercamp sollte keine Eintagsfliege sein. Das meinten viele Leute, die in die mittelalterliche Stadt gekommen waren.

Das historische Rathaus von Duderstadt mit seiner Folterkammer wurde bei dem Riesenprogramm nur von außen betrachtet. Ein Grund mehr, um hierher noch einmal zu kommen. Zahlreich im Camp vertretene junge Leute könnten sich auch Wien oder Graz für so eine erlebnisreiche Woche vorstellen.

Susanne Göbel war mit ihrer Digitalkamera fast überall dabei. Ihre Fotos werden demnächst auf der Webseite des Sommercamps veröffentlicht. Eine schnelle und sichere Internet-Verbindung hätte es möglich gemacht, schon vorher Bilder und Text ins Netz zu stellen. Doch die zum Surfen im weltweiten Netz aufgestellte Kiste im Klubraum war dafür zu langsam.

Waltraud David, der saarländische „Schrecken aller Bürokraten“, kennt als Amateurfunkerin Verbindungen, die sicherer sind. Zuhause hat sie ihr Tor zur Welt gefunden. „Wir sind behindert. Aber wir sprechen kaum über unsere Behinderungen. Und das zwischen Andorra und Norwegen“, erzählte die blinde Frau im Rollstuhl am Frühstückstisch.

Da saß auch Petra Groß, die 50 Cent investierte, um vom Computer des Hauses einen Leserbrief an kobinet abzuschicken. Für 50 Cent war es möglich, eine halbe Stunde im Internet zu surfen, wenn denn die Verbindung stabil blieb. Dass der Verfasser dieses Berichts einen Euro einwarf, um eine ganze Stunde das Gerät zu nutzen, dann aber keine Verbindung ins Netz bekam, fand sie zu Recht „sehr bescheuert“.

Schließlich kann der kleine Kassenwart in der mechanischen Zahlbox ja nicht rechnen. Der erste kobinet-Bericht vom Camp wurde schließlich mit Hilfe eines Mobiltelefons ins Netz gefunkt. „Das haben wir uns mal schlappe 40 Euro kosten lassen“, sagte Rolf Barthel, einer der sich bei kobinet um technische Probleme kümmert. In Duderstadt wurde er mit seiner Partnerin Andrea Schatz (im Rollstuhl) zum Star auf dem Tanzboden der Disco.

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