30 junge Menschen mit und ohne Behinderung auf einem Roadtrip durch halb Europa

30 junge Menschen mit und ohne Behinderung aus vier verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Kultur und Sprache, die gemeinsam eine Reise durch Slowenien, Kroatien, Ungarn und Österreich unternehmen.

Gruppe von Rollstuhlfahrern auf Boot
Ofenbeck, Mag. Karin

Eine Reise, die 12 Tage dauert, mit dem Ziel, die Situation von Menschen mit Behinderung in der Freizeit, am Arbeitsmarkt, an der Universität und die Zugänglichkeit in den Ländern kennen zu lernen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen sich so gut wie gar nicht. Das verfügbare Budget für Kost und Logie liegt bei 19 Euro pro Teilnehmer/in. Nach jeweils drei Tage werden die Koffer gepackt und im Konvoi von 5 Bussen wird an einen neuen Ort gefahren.

Diese Fakten klangen für mich nach Abenteuer, Anstrengung und einer verrückten und kaum durchführbaren Idee von der Organisation für behinderte Studierende in Slowenien und ihren Partnerorganisationen in den teilnehmenden Ländern.

Meet the neighbours

Die Jugendbegegnung „Meet the neighbours“ fand im September statt und ich, Karin, 29 Jahre alt, Rollstuhlfahrerin war eine der verrückten Teilnehmerinnen des Projekts. In meinem Kopf malte ich mir vor Beginn der Jugendbegegnung Bilder von Schlafsälen mit einem Fassungsvermögen von 30 Personen, kaltem und dürftigen Essen begleitet von Leitungswasser und völlig unzugänglichen Umgebungen aus.

Ich sah meine tiefen Augenringe aufgrund des fehlenden Schlafs und mögliche Tote aufgrund von Streitigkeiten am Ende der Reise. Je näher der Abreisetag kam, desto mehr wünschte ich mir eine Grippe. Es sollte jedoch anders kommen und die beste EU-Jugendbegegnung im Rahmen des EU-Programms „Jugend in Aktion“ werden, die es jemals gegeben hat.

Zwölf Tage und großartige Atmosphäre

Zwölf Tage, in denen eine großartige Atmosphäre in der Gruppe zu kleinen und größeren Liebesgeschichten unabhängig von Behinderung und Ländergrenzen, wahren Freundschaften, selbstverständlicher gegenseitiger Unterstützung und gegenseitiger Motivation führte.

Die gleichaltrige, mit der gleichen Krankheit beschenkte Tina aus Slowenien rutschte die Rutsche im Museum für zeitgenössische Kunst in Zagreb, die über drei Stockwerke führt, hinunter und motivierte mich selbiges zu tun.

Es war toll, von zehn jubelnden Menschen am Boden in Empfang genommen zu werden. Ich wiederum konnte Isabella aus Wien das Leben mit Persönlicher Assistenz, die Vor- und Nachteile, näher bringen und Sabi aus Ungarn lernte Katerina aus Kroatien Showdown.

Diskussionen, Besichtigungen, Aufgaben und Vorträge

Bei verschiedenen Diskussionen, Besichtigungen, Aufgaben und Vorträgen lernten wir unsere Nachbarländer und die Situation von Menschen mit Behinderung in den Ländern näher kennen.

Wir interviewten Studierende auf dem Campus der Uni in Graz, zeigten den Gästen im Theatre of Europe in Zagreb, wie gut Rollstuhlfahrer tanzen, versuchten uns ungarische Wörter einzuprägen, besuchten das Museum für gescheiterte Beziehungen in Zagreb, shiperten mit einem barrierefreien Segelschiff auf dem Plattensee herum, spielten Showdown, ein Spiel, ähnlich wie Ping-Pong, das auch besonders für blinde Menschen geeignet ist, lauschten an der TU in Maribor den Wissenschaftlern, wie sie uns von neuen technischen Erfindungen erzählten, die Menschen mit Behinderung das Leben erleichtern und vieles mehr.

Überraschungen inklusive

Überraschend war für mich, zu hören, dass in Slowenien die Ausgleichstaxe doppelt so hoch liegt wie in Österreich, man alle drei bis fünf Jahre Anspruch auf einen neuen Rollstuhl hat, jedoch nur zehn mal pro Jahr Physiotherapie bewilligt bekommt.

In Slowenien, Kroatien und Ungarn gibt es im Gegensatz zu Österreich extra Pluspunkte für Menschen mit Behinderung bei Aufnahmetests in Bildungseinrichtungen. Ungarn schnitt im Ländervergleich eher schlecht ab.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es bereichernde 12 Tage waren, in denen wir uns auf informelle Weise viel Wissen über die Länder, die wir eigentlich nur vom Urlaub oder gar nicht kennen, aneigneten. Das von meiner Heimatstadt in Gedanken so weit entfernte Zagreb oder Maribor ist nun auch gedanklich näher als Wien oder Klagenfurt.

Interessiert?

Bist du zwischen 18 und 30 Jahren alt und interessiert am Austausch mit anderen Jugendlichen, dann informiere dich über das Programm „Jugend in Aktion“ bei den Jugendinformationsstellen in deiner Nähe.

Für benachteiligte Jugendliche (Behinderung, ethnische Minderheiten, sexuelle Orientierung usw.) gilt dies im Besonderen. Das Angebot ist gratis, selbst für AssistentInnen werden Reise-, Unterkunfts- und Essenskosten übernommen.

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