3. Diversityball – wie schön das Leben auch sein kann!

Am 24. April 2010 fand zum dritten Mal der Diversityball statt. Mitten im Herzen von Wien verbrachten knapp 1000 Gäste einen magischen Abend miteinander. So könnte das Leben auch sein: barrierefrei und offen für die menschliche Vielfalt.

Eindrücke vom Diversityball 2010
Kartusch, Hania

„Wirtschaft und Politik für Vielfalt“ war dieses Jahr einer der Schwerpunkte des Balls. Gerade in Zeiten angespannter Wirtschaftslage ist es notwendig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, die verschiedenen Kompetenzen und Perspektiven unterschiedlicher Menschen zu einem Ganzen zu fügen und so Stabilität zu gewinnen.

Programm-Hightlights

Viele prominente Gäste unterstützten und besuchten daher auch den 3. Diversityball. Günter Tolar und Miss Candy (alias Holger Thor) moderierten durch den Abend, der unter dem Ehrenschutz des anwesenden Sozial- und Arbeitsministers Hundstorfer stand. WKW-Präsidentin Brigitte Jank, IBM-Generaldirektor Leo Steiner, Behindertensprecherin der SPÖ Ulrike Königsberger-Ludwig und die Clubchefin der Wiener Grünen Maria Vassilakou unterstützten den Ball mit Tanzeinlagen.

Robert Palfrader kam mit dem gesamten Wir-Sind-Kaiser-Team und gab eine Audienz für die Vielfalt. Zu den Hightlights gehörte die Performance von DanceAbility unter dem Motto „Wer atmen kann, kann tanzen“, die Tanzeinlagen der Queer TourniertänzerInnen aus Budapest, der Frauentanzgruppe resis.danse, der griechischen Tanzgruppe IPAREA und der Alternative Rockband Chameleonic Cadence. C_h_e Visuals gab dem Event den visuellen Rahmen.

Eröffnet wurde vom Diversity-Tanzkomitée unter Leitung der Tanzschule Stanek. Es tanzten gehörlose und hörende Paare, „DebutantInnen“ unterschiedlichster Herkunft, von 15 bis 65 Jahren und erstmals auch eine blinde Frau.

Barrierefreiheit & Inklusion

Der 3. Diversityball fand in den Räumlichkeiten des Kursalon Wien statt. Es gibt bekanntlich nicht viele stilvolle Räumlichkeiten in Wien, die barrierefrei sind und hunderte Gäste unterbringen können.

Nachdem das Jugendstiltheater am Steinhof wegen Renovierungsarbeiten geschlossen wurde, suchte der Veranstalter equalizent wochenlang nach einer Alternative, die auch für RollstuhlfahrerInnen zugänglich wäre. Diese Bemühungen wurden belohnt.

Auch den 3. Diversityball besuchten unzählige Gäste mit Rollstuhl. Das Bühnenprogramm wurde wieder durchgehend in Österreichische Gebärdensprache übersetzt. Für blinde oder sehschwache Gäste lag das Ballprogramm, eine Raumbeschreibung und die Speise- und Getränkekarte in Brailleschrift auf.

ÖGS-kompetente „Communication Angels“ begleiteten die Gäste durch den Abend und standen für Kommunikationsunterstützung u.a. in Gebärdensprache zur Verfügung.

Barrierefreiheit verstehen die VeranstalterInnen im weitesten Sinn, denn nicht nur Menschen mit Behinderungen treffen auf Barrieren, sondern auch MigrantInnen, junge oder ältere Menschen, Frauen oder Männer, gleichgeschlechtlich l(i)ebende Menschen oder Angehörige verschiedener Religionen.

Vielfalt ist also die Norm und eine Selbstverständlichkeit am Diversityball. Das begrüßen und genießen auch die vielen Gäste, die nicht so „offenkundig“ einer der oben genannten Kerndimensionen von Diversity angehören. Im Herzen weiß schließlich jede und jeder um die eigene verletzliche Einzigartigkeit.

In Österreich ist im Unterschied etwa zu den skandinavischen Ländern die Sichtbarkeit und Teilnahme von Menschen mit Behinderungen im Alltag – sogar in der Metropole Wien – gering.

Für viele BallbesucherInnen war die Teilnahme von so vielen Menschen mit Behinderungen an der Ballnacht der Vielfalt ein neues und gleichzeitig selbstverständliches Erlebnis. Häufig wird in breiten medialen Events die „Bedürftigkeit“ von Menschen mit Behinderungen herausgestrichen.

Beim Diversityball treten wir als AkteurInnen auf und als Gäste, die es verstehen, schön und besonders zu sein, unser Leben zu genießen und zu feiern. Genauso ungewöhnlich war für viele Gäste die selbstverständliche Teilnahme von eleganten Frauen- oder Männerpaaren.

Die Medien berichten stets und fast ausschließlich von schrillen Schwulen- oder Lesbenevents, die nur einen Teil der Community oder ihres Alltags repräsentieren und nicht den Alltag der meisten transgenders oder gleichgeschlechtlich l(i)ebenden Menschen.

Bälle sind eine relativ teure Angelegenheit, nicht nur für die BesucherInnen – auch für die VeranstalterInnen. Ballvorbereitungen dauern oft über ein Jahr und sind personell und finanziell immens aufwendig. Dennoch erreicht ein Ball – besonders in Wien – eine Reichweite und Integrativität, die andere weniger aufwendige Events nicht leisten könnten. So besuchen etwa auch ältere Gäste einen Ball, die eine „klassische“ Party eher auslassen würden.

Der Diversityball versucht für unterschiedliche Geldbörsen zugänglich zu bleiben, u.a. durch die neue Möglichkeit der Patenkarten (SponsorInnen spenden Patenkarten für Gäste, die sich den Ball nicht leisten könnten), durch die Möglichkeit der Mitarbeit vor oder während des Balls sowie durch den individuellen und niederschwelligen Dresscode: „Schön“ in der jeweils eigenen Interpretation.

Diversity & Diversity Management

Diversity und Diversity Management kommen ursprünglich aus der Antidiskriminierungsgeschichte Nordamerikas, für Österreich ist Diversity aber immer noch ein fremder und sperriger Begriff.

Das liegt nicht nur daran, dass Diversity ein ursprünglich englisches Wort ist, sondern auch an der Selbstverständlichkeit, in der unserer Gesellschaft immer noch Randgruppe an den Rand stehen oder diese Randgruppen untereinander bleiben und exklusive Communities bilden. Es gibt wenige Gelegenheiten, bei denen die verschiedenen Gruppen gemeinsam feiern oder sogar gemeinsam handeln.

Das ist eines der Motive des Veranstalters equalizent und des erstmaligen Co-Veranstalters WITAF (Wiener Gehörlosenverband), einen Ball zu organisieren. Wer den Diversityball besucht, spürt intuitiv, worum es geht.

Gelebte, achtsame Vielfalt ist eine Bereicherung für das Leben jeder und jedes einzelnen. Sie macht uns gemeinsam stärker und vielleicht sogar glücklicher. Eine Ballnacht mit hunderten unterschiedlichen Gästen lässt das Potential dieser Bereicherung stärker spüren als jedes Awareness-Training.

Diversity Management

Awareness-Trainings sind aber ein Beispiel für Maßnahmen, die in Betrieben und Organisation zum Einsatz kommen können, wenn ein sogenannter „Change Management Prozess“ angestrebt wird. equalizent setzt seit 6 Jahren Diversity Management im eigenen Betrieb um und bietet auch entsprechende Beratung an.

Es ist damit einer der Pioniere für Diversity Management im KMU-Bereich und Gewinner des DiverCity-Preises 2010 der Wirtschaftskammer Wien. IBM hat den entsprechenden Preis in der Kategorie Großbetriebe gewonnen.

Diversity Management in Betrieben versucht Vielfalt auf Unternehmensebene wahrzunehmen und zu unterstützten mit dem Ziel, soziale Verantwortung und ökonomischen Erfolg zu verbinden.

Maßnahmen zur Etablierung einer diversity-orientierten Unternehmenspolitik- und Kultur könnten bespielsweise reichen von der barrierefreie Gestaltung von Räumlichkeiten oder Kommunikationskanälen bis hin zur Etablierung von flexiblen Arbeitszeitmodellen für MitarbeiterInnen mit Betreuungspflichten oder barrierefreien Produkten und Dienstleistungen.

Eine diversity-orientierte Unternehmenskultur schränkt sich also nicht auf eine Gruppe ein, sondern kann flexibel und bedarfsgerecht auf die Bedürfnisse der jeweiligen MitarbeiterInnen oder KundInnen eingehen.

In engeren Sinn ist Diversity Management also ein Wirtschafts- bzw. Organisationsentwicklungskonzept und nicht eine politische Ausrichtung. Natürlich aber sind auch politische Einrichtungen Organisationen, die Diversity Management im Rahmen ihrer Organisation etablieren können.

Diversity Management bezieht sich also auf Organisationen und Betriebe und ersetzt nicht Antidiskriminierungspolitik oder Antidiskriminierungsgesetzgebung. Ganz im Gegenteil: diese sind eine wichtige Basis, aufgrund derer sich Diversity Management ursprünglich in den USA entwickeln konnte.

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