Bahnkunden als Bittsteller?

Von kobinet-Korrespondent Franz Schmahl

Deutsche Bahn
Deutsche Bahn

Kunden der Deutschen Bahn möchten nicht länger als Bittsteller abgefertigt werden, wenn sie als Reisende im Rollstuhl die Dienste des bundeseigenen Verkehrsunternehmens in Anspruch nehmen. Das ist das Fazit, das kobinet schon heute aus der Urlaubssaison in diesem Sommer ziehen kann.

Kritische Berichte hat dieser Nachrichtendienst gerade aus Frankfurt am Main, Berlin und Dresden und dabei nur einen Bruchteil der in der Redaktion eingegangenen Beschwerden von Leserinnen und Lesern veröffentlicht. Im Leserbriefforum, wo diese Beiträge diskutiert werden, sind Erwartungen an die Bahn konkret formuliert worden.

Unter der Überschrift „Kinderwagen, Gipsbein, Rollstuhl?“ wird auf der Webseite der Deutschen Bahn versprochen: „Planen Sie spielend leicht ihre barrierefreie Reise von der Haustür bis zum Ziel. Unser umfassender Service für Sie.“ Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Dabei hat die Bahn in der Zielvorstellung schon richtig die Zeichen der Zeit erkannt. Die in jüngster Zeit vorgebrachten Kritiken von Reisenden im Rollstuhl sollte die Bahn darum dankbar aufnehmen, statt mit Ausflüchten oder abwiegelnden Bemerkungen zu reagieren.

Zum „Aufzug-Ärger auf Berlins Bahnhöfen“ äußerte ein Bahnsprecher in der Bild-Zeitung: „Von 166 S-Bahnhöfen in und um Berlin haben 109 Fahrstühle. Die Ursache der Ausfälle ist Vandalismus, nicht mangelnde Wartung!“ Für Gerda Stalla (71) war das ein schwacher Trost, die am Bahnhof Jannowitzbrücke nicht aussteigen konnte, weil der Aufzug schon längere Zeit defekt ist und erst Ende der Woche repariert sein soll. Ihr Ausweg: „Ich fahr zum Alex, von dort im Rollstuhl ans Ziel.“

Die Bahn-Freaks im Rolli mögen die Verantwortlichen in der Frankfurter Bahn-Zentrale immer wieder nerven, als Scouts für einen barrierefreien Bahnverkehr sind sie unverzichtbar geworden und sollten in Frankfurt, Berlin, Dresden und anderswo endlich ernst genommen werden.

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